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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 502
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0502
Statt auf Totschlag hätte auf Mord erkannt werden müssen; der Fall wurde
an ein anderes Gericht gegeben.

Doch das Karlsruher Schwurgericht kam im Juli 1961 in seinem sehr ausführlichen
Urteil ebenfalls „nur" auf Totschlag - wurde dabei jedoch sehr
deutlich bei der Schilderung der negativen Charaktereigenschaften des SS-
Hauptsturmführers Hauger.

Karl Hauger, Jahrgang 1906, wurde 1937 Forstrat und nach Wolfach versetzt
. Er leitete dann die SD-Außenstelle dort und wurde 1941 auch Ortsgruppenleiter
der NSDAP. Daneben war er Kreis-, später Gauredner sowie
Ehrenrichter der Arbeitsfront Baden. Es war ihm jedoch nie gelungen,
hauptamtlicher SD-Mitarbeiter zu werden.

Wegen eines Kniegelenkleidens mußte er nicht Soldat werden, und als er
zum Volkssturm sollte, berief er sich auf irgendwelche Sonderbestimmungen
für SD-Angehörige, die aber niemand kannte. Von einem Einsatz im
Elsaß kehrte er kurz vor der Einnahme Straßburgs überraschend zurück.

Dies mißfiel dem Kreisleiter Eugen Baumann, und er machte Meldung wegen
Feigheit. Hauger verlor dadurch den Posten als Ortsgruppenleiter. Zu
einem Verfahren vor dem Gaugericht kam es aber nicht mehr. Der verlorene
Posten habe ihn stark verärgert, meinten die Richter.

„Dies änderte jedoch nichts daran, daß er sich, zumindest nach außen hin, weiter
als fanatischer und überzeugter Anhänger des Regimes gab und die Schlappe
durch vermehrten Eifer wettzumachen suchte. Ob er bis Kriegsende seine Funktion
als Außenstellenleiter des SD beibehielt oder ob die Außenstelle Wolfach, wie
er behauptet, bereits 1944 aufgelöst wurde, hat sich nicht feststellen lassen.

Jedenfalls aber blieb er bis Kriegsende als SS-Hauptsturmführer Mitglied des SD,
trug die entsprechende Uniform, besaß einen entsprechenden vierteljährlich zu erneuernden
Ausweis und führte auch mit Hilfe einer eigens hierfür verpflichteten
Schreibkraft bis zum Schluß eine laufende Korrespondenz mit seinen SD-Vorgesetzten67
."

Die Korrespondenz dürfte mit Allerheiligen geführt worden sein. Aber es
wundert, daß der eifrige Mann nicht auf dem laufenden war. Als er nämlich
am Karsamstag einen Menschen bei Bad Rippoldsau erschoß, nachdem
er ein Standgerichtsverfahren vorgetäuscht hatte, meinte er dazu, den
Befehl vom Abschnittsleiter Dr. Isselhorst erhalten zu haben. Doch der war
ja, wie wir bereits wissen, längst nicht mehr im Südwesten. Das stellte
auch das Gericht bald fest. Haugers Telefonate mit „höheren Stellen" dienten
offensichtlich nur der Täuschung - denn außer einem 14jährigen Elsäs-

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