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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 518
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noch nach der Kapitulation auch Zivilisten fortsetzten (Sabotage). Der
Hergang der Ereignisse läßt sich aus deutschen und französischen Quellen
gut rekonstruieren.

Alle Verantwortung für Straßburg trug der Kommandant der Garnison, der
in Hagenau geborene Generalmajor Vaterrodt, der aber eines Herzleidens
wegen größeren Belastungen nicht gewachsen war. Er unterstand der Division
Nr. 405 (Oberkirch) als Kampfkommandant. Er wohnte im ehemaligen
Andlauer Hof (Blauwolkengasse 25, jetzt Sitz der Verwaltung des Port
Autonome, rue de la Nuee Bleue), hatte seinen Dienstsitz in der Kommandantur
im Kaiserpalast und seinen Gefechtsstand im Fort Fransecky an der
III (jetzt Fort Ney). Er hatte seit Anfang September den 45 km langen
Festungsring um Straßburg durch Panzergräben, Pakstellungen und Drahthindernisse
verstärkt.

Zunächst für bedeutungslos angesehen wurde eine Meldung über französische
Panzer bei Wasselnheim (Wasselonne), und daß amerikanische Panzer
in Zabern eingedrungen seien (beide 22. IL). Am 23. IL, gegen Mittag,
erhielt dann der Divisionskommandeur Gen. Lt. Seeger in Oberkirch die
Meldung: „10 Uhr vorm. fdl. Panzer vor dem Kaiserpalast in Straßburg".
Vaterrodt begab sich zum Gefechtsstand Fort Fransecky, von wo es noch
keine Fernsprechverbindung mit Oberkirch gab. Daher ging erst am 25. 11.
der schriftliche Befehl an Vaterrodt, sich nach Nordosten durchzuschlagen
zum SS-Ersatz-Batl. in Gambsheim, das seinerseits die Verbindung mit
Fort Fransecky herstellen sollte. Fehlende Vorräte wurden über Drusenheim
herangeführt und ein Bataillon in Marsch gesetzt. An diesem Tag, in
einer Offiziersbesprechung, betonte Vaterrodt „den Willen zur Verteidigung
bis zum letzten". Ein junger Offizier, der in Gefangenschaft geraten
und vom Feind durch ganz Straßburg gefahren worden war, erklärte, seiner
Ansicht nach sei ein Widerstand aussichtslos. Das Fort lag unter leichtem
Artilleriefeuer, es gab Verluste. Oberstleutnant Kaiser verhandelte unter
der ultimativen Androhung von verstärktem Artilleriebeschuß und Luftangriff
, wenn die Übergabe nicht bis 14 Uhr erfolge. Nach erneuter Verhandlung
wurde das Fort übergeben. In dieser Lage habe General Vaterrodt
einen ziemlich willenlosen Eindruck gemacht. Ohne Druck des Feindes
verließ die Hälfte der Besatzung, 50 Offiziere und 300 Mann, das Fort und
setzte mit Sturmbooten bei Leutesheim über den Rhein. In Gefangenschaft
gingen vorzugsweise die älteren Soldaten und Angehörige von Verwaltungsstellen
. Insgesamt hatten sich im Fort 100 Offiziere und 700 Mannschaften
und eine feuerbereite Batterie befunden.16

Die Heeresgruppe G ordnete später gegen Vaterrodt und Kaiser ein kriegsgerichtliches
Verfahren an. Nach Zeugenaussagen sei die Übergabe zu die-

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