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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 523
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nicht aus. Wagners Befehl lag auf der Linie eines am 21. September 1944
an alle Gauleiter aus dem Führerhauptquartier abgeschickten, von Bormann
verfaßten und mit Unterschrift v. Rundstedts versehenen Fernschreibens
, in dem stand: „Dieser Kamf um Sein oder Nichtsein des deutschen
Volkes macht in seiner Härte auch nicht vor Kunstdenkmälern und sonstigen
kulturellen Werten halt. Er muß durchgeführt werden."28 Worum es
wirklich ging, das sah der Kehler Batteriechef deutlicher als Wagner.

In seiner Abwesenheit hatten die Kehler Batterien am 24. November sofort
das Feuer eröffnet, das aus Richtung Kaiserpalast von der 2. DB erwidert
wurde. Es gab Verletzte auf dem Straßburger Bahnhofsplatz und bei der
Banque de France. Nachdem er das Kommando wieder übernommen hatte,
wiederholte Wagner mehrmals seinen Schießbefehl. Dagegen argumentierte
Schmidt, daß alliierte Flugzeuge seine Stellungen leichter erkennen
könnten als Beobachter auf dem Münster, also viel gefährlicher seien. Zur
Durchkreuzung des unsinnigen Befehls entwickelte Schmidt eine Hinhaltetaktik
und verlangte zuerst einmal die schriftliche Bestätigung des Wagner-
Befehls durch das Hauptquartier in Oberkirch. Ein höherer Offizier erschien
, der die Lage im Sinne Schmidts einschätzte und es ihm überließ,
weitere plausible Gründe zu finden, um die Hinhaltetaktik fortzusetzen. Er
fand solche im Gedankenaustausch mit zuverlässigen Offizieren seiner
Einheit. Da war es der Flußnebel, der die Treffsicherheit verringerte, dann
fehlte es an Munition. Als die Sonne schien, fehlten die Kaliber, die befriedigende
Resultate bringen konnten. Endlich mußte er die Geschütze verlegen
, weil sie von der feindlichen Luftbeobachtung erkannt seien. Den Besuch
des Gauleiters hatte er nur zu fürchten bei schlechtem Wetter. Gutes
Wetter mied der Gauleiter wegen möglicher Luftangriffe. Schmidts Taktik
bewährte sich. Himmler hob den Befehl auf. Er wollte Straßburg mit unversehrtem
Münster wiedererobern (Anfang Dezember 1944).

Gemessen an den Maßstäben und an den Möglichkeiten des Kehler Batteriechefs
kann man dem Dr. Schmidt ebenso das Verdienst um die Erhaltung
des Münsters anrechnen wie dem General v. Choltitz die Erhaltung
von Notre Dame und Paris. Sein Bericht wurde von den Dernieres Nouvel-
les 1949 in Straßburg veröffentlicht.29

Ohne solche Rücksichten schössen Ferngeschütze nach Straßburg und weit
darüber hinaus bis Brumath aus ihren großen Artilleriebunkern in Meisenbühl
(Bottenau) am Eingang zum Renchtal bei Oberkirch. Über Kehl hinweg
flogen die ersten Geschosse nach Westen zu Beginn des zweiten Weltkriegs
zwischen dem 15. und 22. Juni 1940.30 1944 wurden die zwei
24-cm-Geschütze ausgebaut und zum Atlantikwall verlegt.31 Als Ersatz
kamen zwei 21-cm-Geschütze hierher, die seit dem 14. Dezember 1944

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