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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 530
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Jetzt mußten Truppen auf die rechte Rheinseite gebracht werden, und am
selben Vormittag setzte das 23. Infanterie-Regiment von Straßburg über
den Rhein auf die andere Seite über.51 Die erste Pontonbrücke stand am
16. April bereit in Verlängerung der Großherzog-Friedrich-Straße.52 Erhalten
sind noch Reste der Betonrampen und eine Steinplatte am Ufer gegenüber.
Sie erinnert daran, daß General de Lattre de Tassigny, „von Deutschland
kommend, den Rhein am 16. April 1945 überquert hat, um in Straßburg
die endgültige Befreiung des Elsaß zu besiegeln". Nach einer kurzen Truppenparade
in Straßburg zogen am folgenden Tag weitere Einheiten über
den Rhein zur weiteren Verfolgung ihrer Gegner in Richtung Schwarzwald
. Zuerst waren die Geschütze von Meisenbühl auszuschalten. Man erinnert
sich, daß am 15. April 155 Granateinschläge in Straßburg gezählt
wurden. Und noch am 18. April, am Tag des Angriffs auf die Batterie,
während General de Lattre auf einem Empfang im Rathaus versicherte, der
letzte Schuß sei gefallen, traf eine Granate die Banque de France53 und
verfehlte die Mairie nur um 150 m in derselben Richtung. Dies war die
letzte von 35 Granaten, abgefeuert, bevor am Abend die Geschütze von
den Mannschaften gesprengt wurden.

Am 16. April nahmen die Franzosen Nußbach, am 18. Meisenbühl mit der
Festungsbatterie und Oberkirch ein, um das Ziel Freudenstadt zu erreichen.
Sie machten 1500 Gefangene und zerstörten 60 Geschütze.54 Die Kämpfe
der zurückweichenden 19. Armee mit der verfolgenden 1. französischen
Armee zogen sich noch bis zu den Alpen hin und endeten mit der Kapitulation
der 19. Armee am 5. Mai in Pfunds am Inn.55

Das zu 50 bis 60% zerstörte Kehl wurde von Franzosen bewohnt, vom
Militär besetzt. Die früheren evakuierten Bewohner waren auf 35 Gemeinden
des Landkreises Kehl und auf andere Kreise des Südwestens
verstreut, die Verwaltung war verteilt auf Willstätt, Renchen, Haslach,
Bad Griesbach und Rheinbischofsheim.56 Im Juni 1945 ließ der französische
Platzkommandant die Schäden in Kehl feststellen. Es ging darum,
den Grad der Zerstörung einzustufen. Schwierig wurde es, zu ergründen,
ob es sich um Kriegs- oder um Besatzungsschäden handelte, erst recht,
wenn es sich um „Null-Häuser" handelte, eine Kehler Besonderheit. Es
waren solche Fachwerkhäuser, die die Evakuierten in gutem Zustand verlassen
, bei Rückkehr aber nicht mehr vorgefunden hatten, da sie zerschossen
und abgebrannt oder aber demontiert und woanders wiederaufgebaut
oder ausgeschlachtet worden waren (ihrer Bauweise wegen galten
Fachwerkhäuser traditionell als Fahrendes Gut). Nach Angaben der
Stadtverwaltung waren von 1740 Gebäuden vor der Besetzung 48 beschädigt
worden. Danach wurden 814 als beschädigt, davon 501 als total
zerstört ermittelt.57

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