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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 535
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0535
Die militärische Besetzung der Ortenau im April 1945

nach den Meldungen und Kriegstagebüchern der beteiligten
deutschen Einheiten

Franz X. Vollmer

Die militärische Gesamtlage des „Dritten Reiches" war Anfang April 1945
ohne jede Aussicht. Längst hatte die Wehrmacht das „Gesetz des Handelns
" endgültig verloren. Ohne auf die politischen und psychischen
Aspekte und auf die Frage der notwendigen Ressourcen einzugehen, sei
hier nur auf die militärische Lage der unsere Fragestellung betreffenden
Teilfront am Rhein gegen die Westalliierten knapp eingegangen: Am
7. März 1945 war den Amerikanern der Rheinübergang von Remagen, am
24. März 1945 den Engländern der bei Wesel gelungen; beide stießen weit
nach Osten vor, kesselten 21 deutsche Divisionen im Ruhrgebiet ein. Am
14. April wurde dieser Ruhrkessel in zwei Teile gespalten, am 18. April
kapitulierten seine Reste. Hatte im Osten schon die Januaroffensive der
Russen u.a. das oberschlesische Industriegebiet erobert, so fiel mit der
Ruhr die andere „Waffenschmiede" des Reiches. Die Stoßkeile der Westalliierten
reichten Anfang April schon weit nach Osten, sie trieben einen
Keil zwischen Nord- und Süddeutschland und kamen jeden Tag näher an
die bereits an der Oder stehenden Russen heran, die ihrerseits zum entscheidenden
Stoß auf die Reichshauptstadt Berlin ansetzten.

Wie sah die militärische Lage in Süddeutschland selbst aus? Auch hier war
südlich von Mainz bei Oppenheim der 7. US-Armee am 23. März 1945 der
Rheinübergang gelungen. Obwohl ihr Hauptstoß rasch mainaufwärts in die
Räume von Schweinfurt - Nürnberg - Bayreuth führte, hatten amerikanische
Verbände auch nach Süden Raum gewonnen. Schon am 26. März erreichten
sie die Nordwestecke von Baden. Aber insgesamt war die deutsche
Südwestecke für die amerikanische Strategie und auch Politik von untergeordnetem
Interesse.

Um so stärker drängten Politik und Kriegsführung des erst vor wenigen
Monaten von der deutschen Okkupation befreiten „gaullistischen" Frankreich
in dieses Gebiet. Für de Gaulle galt es, für Frankreich hier im Südwesten
des im Todeskampf liegenden „Dritten Reiches" einen seiner Tradition
, seinem Prestige- und jetzt erneuerten Großmachtanspruch gebührenden
Platz zu sichern. Um in der zukünftigen internationalen Politik mitsprechen
zu können, sollte Frankreich sich hier „Pfänder" in Form größerer
Gebietsanteile, womöglich mit Großstädten wie Stuttgart und Karlsruhe in

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