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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 558
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„(. • .) die ganze Methode der Gefangenenbehandlung erregt Abscheu und
Empörung. Es ist bedauerlich, daß dadurch in fast allen Kreisen der Bevölkerung
Haß und Verachtung gegen die Franzosen entsteht."

Gleichwohl mit einem drohenden Unterton schreibt der Pfarrer: „Es wäre
wohl angebracht, den gutgesinnten und anständigen Franzosen klaren
Wein einzuschenken, wenn nicht diese von blinder Revanche getriebene
Methoden sich in der Zukunft an Frankreich selber rächen sollen."

(3) Eine weitere, theologisch gefärbte Schilderung stammt aus der Pfarrei
Weingarten. Für den dortigen Pfarrer erschien die Besetzung als das gerechte
Ende einer Katastrophe, als folgerichtige Bestrafung für die Abkehr
vieler Gläubigen vom Christentum. Der dortige Pfarrer hegte dabei keineswegs
Sympathien mit den Besatzern, sondern interpretierte die damalige
Lage als selbstverschuldet. Er verschwieg dabei keineswegs seine
nachträgliche Genugtuung.

„Die Bevölkerung erkennt nun klar, daß der Pfarrer stets vor der Gottlosigkeit
und Schlechtigkeit dieses Systems und seiner Folgen: Krieg, Verfolgung
der Kirche und allgemeine Not gewarnt hatte, daß er durch mancherlei
Bedrängnisse, durch systematische Hetze seitens der Nazis durch ununterbrochene
Verfolgung durch die Gestapo viel zu leiden, aber wirklich
recht behalten hatte mit seinen Warnungen und Mahnungen, (. . .)"

(4) Die seltenste, vierte Variante begrüßt das Ende von Nationalsozialismus
und Krieg und bewertet den Einmarsch der Franzosen positiv bzw.
nicht negativ, z.B. der Ort Zunsweier: Das Jahr 1945 wird eindeutig mit
dem Jahr 1933 in Verbindung gebracht. Für diese Gemeinde bedeutet der
8. Mai auch in der unmittelbaren Wahrnehmung eine wirkliche Befreiung.

Die letzten Tage

In einigen Pfarrgemeinden gab es Widerstand gegen die letzten militärischen
Aktionen vor Ort. Als die Panzer vor der eigenen Haustür standen,
ergriffen einige Bewohner die Initiative und leisteten teilweise, unter Todesgefahr
, Sabotage.

In Zell-Weierbach und Rammersweier entfernten Männer Panzersperren.
Während in der Pfarrei Weingarten sich lediglich ein Teil der Bevölkerung
wehrte, stand im Fall Hofweier wohl die Mehrheit aktiv hinter einer Verweigerung
: Dort hinderte die Bevölkerung den NS-Bürgermeister an der
Flucht, holte ihn vom Fahrrad herunter und zwang ihn, mit einer Abord-

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