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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 559
(PDF, 147 MB)
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nung nach Höfen zu gehen und die kampflose Übergabe des Dorfes anzubieten
.

Die angedeuteten Aktionen können nicht darüber hinwegtäuschen, daß
hinter nahezu allen Chroniken die unter der deutschen Bevölkerung allgemein
verbreitete Haltung stand: „Man hat viele Opfer gebracht, hat den
Krieg erlitten, war selbst unschuldig, weil man ja zu alledem, was einem
die Siegermächte vorwerfen, befohlen war oder weil man selbst von nichts
eine Ahnung hatte."

Die nationalsozialistische Propaganda über die angeblichen Greueltaten
der alliierten Truppen wirkte sich auf die Wahrnehmung der französischen
Truppen durch die Deutschen negativ aus.

Einige Pfarrer gehen auf das Verhalten der örtlichen Nationalsozialisten
ein. Nur wenige kritisieren deren Rolle während des zu Ende gegangenen
Dritten Reiches. Kritik findet ihr Verhalten hauptsächlich als „Feiglinge"
und „Verräter", da sie meist das Weite suchten und die Bewohner ihrem
Schicksal überließen. Eine Mischung aus später Schadenfreude (wir haben
es ja schon immer gewußt) und Enttäuschung (die Herren von einst lassen
uns im Stich). Wir müssen das Ganze ausbaden! Schuldig waren die flüchtigen
Nazis, die Dorfgemeinschaft blieb das unschuldige Opfer. Damit
begann bereits ein erster Schritt zur Entsorgung der NS-Vergangenheit.

In den Berichten der Pfarreien des Amtsbezirks Offenburg taucht häufig
die Person des NS-Kreisleiters Wolfram Rombach auf, der bis kurz vor
Kriegsende in verschiedenen Dörfern die Bevölkerung zum Durchhalten
zwang und sich dann selbst aus dem Staub machte. Die Rolle Rombachs
während des Dritten Reiches bedarf einer dringenden Aufarbeitung.

(4) Das Verhalten der französischen Besatzungstruppen, insbesondere die
Plünderungen und Vergewaltigungen, werden in den Berichten unterschiedlich
bewertet. In manchen eher strategisch unwichtigen und kampflos
übergebenen Ortschaften zogen die Franzosen nach der Besetzung zügig
weiter, in anderen mußte die Bevölkerung viel Leid ertragen.

Nachwirkung der Propaganda

Das Thema „Vergewaltigung durch Besatzungstruppen" nimmt innerhalb
der Diskussion anläßlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes nicht zuletzt
durch neue Beiträge und Forschungsansätze aus der historischen Frauenforschung
einen besonderen Raum ein. Die Pfarrer machten dem Ordina-

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