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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 572
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gefangenen mit Gewalt gerettet. Auch andere frühere Gefangene bemühen sich in
vorbildlicher Weise um den Schutz der Frauen und Mädchen. Die Einwohner sind
sehr verängstigt. Die Nächte verbringen viele zusammen in einzelnen Häusern,
auch in dem St. Josefshaus, dem Pfarrhaus und der Kirche. Plünderungen im üblichen
Rahmen durch Soldaten, Elsässer, Polen und Russen. (14. 5. 1945)

15. 4. mittags. Obwohl Appenweier durch Laufgräben, Unterstände und Schützenlöcher
zur Verteidigung vorbereitet ist, ziehen die deutschen Truppen ab, bevor
es zu Kämpfen kommt. Die Franzosen rücken von Urloffen her durch die Bahnhofstraße
und von Zimmern über die R 3 gegen die nicht geschlossenen Panzersperren
an. Bürger, begleitet von einem Dolmetscher, gehen ihnen mit der weißen
Fahne entgegen. Da die Parteiführer geflohen sind, übergibt der Ratschreiber den
Ort. Für die Einwohner beginnt nun eine schwere Zeit. Die Feinde beschlagnahmen
an die 15 der besten Häuser, holen Haustiere aller Art aus den Ställen, plündern
Papier- und Schuhlager, zünden Bahnhof, Post, die große Güterhalle und eine
Villa mutwillig an. 10 Vergewaltigungen. Ca. 20 politische Leiter der NSDAP
werden verhaftet, ein Teil mißhandelt und blutig geschlagen, der Schulleiter, der
Apotheker und ein Sanitäter ohne Gerichtsverfahren umgebracht. (o. D.)

(Dazu: Adolf Götz, Kriegszeiten 1870-1945. In „1100 Jahre Appenweier",
Appenweier 1984, S. 186 f.)

15. 4. Haslach b. Oberkirch wird ohne Kampf und Widerstand besetzt. Die Parteileute
, die mit einer Ausnahme nie aktiv oder fanatisch gewesen sind, bleiben am
Ort unbehelligt. Plünderungen im üblichen Rahmen, keine Vergewaltigungen.
(1.6. 1945)

15. 4. Am 14. rückt das in Tiergarten einquartierte deutsche Militär nach Durbach
ab. Gegen Mittag des 15. wird das Schießen immer lauter, von Ulm her kommen
einige Verwundete, ein Bauer muß zwei kleine Geschütze über Tiergarten nach
Ringelbach abschleppen. 15 hungrige und müde deutsche Soldaten, die mit einem
Geschützwagen ankommen, werden verköstigt, ihr Urteil über die Lage: „Der
Schwindel ist aus". Sie fahren nach Oberkirch weiter.

Besetzung des Dorfes um 19.30 Uhr ohne besondere Vorkommnisse. Am 16. kommen
„Kommunisten und Terroristen, junge wutschnaubende Kerls", ins Dorf und
rauben und plündern. Eine Frau wird vergewaltigt. Auch in den folgenden Wochen
Plünderungen. Am 17. schwere Kämpfe auf den Höhen zwischen Tiergarten und
Oberkirch, 30 französische Großpanzer fahren ins Rebgelände hinauf, deutsche
Gegenangriffe werden zurückgeschlagen. Nachmittags führen Wachen einen
Trupp gefangener Deutscher durchs Dorf, es sind meist ältere Männer, 60 Mann.

(o. D.)

15. 4. 20.00 Uhr. Am 14. 4. rücken Wehrmacht und Volkssturm, die Zusenhofen

verteidigen sollten, nach Oberkirch ab. Die Volkssturmmänner aus dem Ort bleiben
gleich bei ihren Familien. Als am folgenden Tag die Franzosen in Stadelhofen
stehen, fährt ihnen ein in Rußland schwer verwundeter Soldat mit dem Fahrrad

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