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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 574
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0574
dort stehen. Während des Nachmittags ziehen sich die deutschen Verteidiger nach
Kappelrodeck zurück. An diesem Tag sterben im Artilleriebeschuß 2 Zivilisten.
Das SS-Erholungsheim ist schon vor Wochen geräumt worden, der Volkssturm
tritt nicht an, die Panzersperren bleiben offen. Daher können am 16. die ersten
Panzerspähwagen, ohne Widerstand zu finden, durch den Ort zur Brandmatt fahren
, wo unsere Truppen eine neue Verteidigungslinie aufgebaut haben. Der Bürgermeister
und Ortsgruppenleiter übergibt den Ort. Auch im Gebirge ist der Feind
nicht aufzuhalten, am 17. nimmt er die Hornisgrinde ein. Plünderungen während
der nächsten Wochen durch Franzosen, Russen und Polen. Es gibt Familien, die
ihre ganzen Lebensmittel und ihr Geld verlieren. Etwa 15 Frauen und Mädchen,
besonders aus den abgelegenen Höfen, werden vergewaltigt. Ein Evakuierter aus
Karlsruhe wird durch Splitter getötet. (11.6.1945)

16. 4. 15.45 Uhr. Seebach erwartet den Feind von zwei Seiten. Vom Breitenbrunnen
kommen deutsche Soldaten: der Feind stehe schon dort, andere melden, er
habe bei der Legelsau die ersten Häuser der Gemeinde besetzt. Spät abends bezieht
eine kleine Gruppe, abgekämpft und müde, Quartier im Schulhaus. Am
nächsten Morgen zieht sie auf den Moosbuckel ab, den sie tagsüber verteidigt. Ein
gefallener deutscher Leutnant wird beerdigt. Einheimische bringen auf einem mit
einer Kuh bespannten Handkarren einen Verwundeten vom Grimmerswald, später
einen vom Bosenstein. Eine Stunde lang kreist ein Flugzeug über dem Ort. Um
dreiviertel drei reiten vom Grimmerswald her im gestreckten Galopp Marokkaner
ein: Schießen vor dem Rathaus, deutsche Essenholer werden überrascht und
gefangengenommen. Gegen 18.00 Uhr rollt ein endloser Zug Panzer von der
Schwarzwaldhochstraße das Seebachtal herunter. Heftige Schießerei mit den Soldaten
auf dem Moosbuckel bis in den Abend hinein. Dann marschieren die Panzer
auf Ottenhofen zu. Der Pfarrer nimmt Kontakt mit den Franzosen auf, die ihn korrekt
behandeln, ihm aber auch Greueltaten der Deutschen in Frankreich vorhalten.
Ein Bauer gerät aus eigener Schuld zwischen die Linien am Moosbuckel, sein
Bruder sucht in der Nacht die Kinder seiner Nachbarin, beide werden getötet.
Plünderungen im üblichen Rahmen. Vergewaltigungen - 8 sind bekannt - werden
vom Kommandanten nach Vorsprache des Pfarrers unterbunden, als später wieder
erfolgen, verspricht die Gemeinde den Bau einer Kapelle, damit dieses Unheil aufhöre
. (9.6.1945)

17. 4. Bevor Oberkirch an diesem Tag von den Franzosen erobert wird, muß die
Stadt, von Verteidigern wie Angreifern als wichtiger strategischer Punkt angesehen
, bitter leiden. Der Beschuß durch französische Artillerie und Bombenangriffe
am 13. 4. töten Zivilisten und verwunden andere schwer. Das französische Ultimatum
vom 15. 4., die Stadt zu übergeben, wird, obwohl sich der katholische Stadtpfarrer
und einflußreiche Bürger für eine Annahme einsetzen, nicht beantwortet.
Erneute Bombardierungen und Jaboangriffe folgen am 16. Gehöfte und Häuser
brennen ab, die Ringelbacher Kirche geht in Trümmer. Deutsche Soldaten sprengen
die Schlüsselbrücke und die Obere Brücke über die Rench. Unter schwerem
Trommelfeuer der Franzosen verlassen die Verteidiger die Stadt, um eine neue
Widerstandslinie in der Umgebung aufzubauen.

Um 15.00 Uhr des 17. dringen Franzosen von Ulm her über die Höhe und durch

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