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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 581
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0581
ohne Rücksicht auf die Bevölkerung und Häuser einfach Kampf bis zum letzten
wollten. Wie angebracht dieser Rat war, zeigte sich alsbald. Der Stützpunktsleiter,
Ratschreiber Josef Hauser und andere Parteileute hatten diese Leute benachrichtigt
und es sollten einige Männer unter anderem auch Bürgermeister Schmidt deswegen
standrechtlich erschossen werden. Mit Rücksicht auf sein hohes Alter erklärte
der „Befehlshaber" wolle er nochmals Gnade vor Recht ergehen lassen .. .
Zunächst blieb noch alles still und ruhig. In der Ferne Richtung Biberach-Haslach
hörte man noch Kanonendonner. Man konnte bei Tage ungehindert umhergehen.
Gegen Abend kamen einzelne Abteilungen in die Häuser und suchten nach Soldaten
, Munition und Waffen, nach Photoapparaten und Radios. Man hatte den Eindruck
, daß es diesen weniger um Waffen als um die Erbeutung von Habseligkeiten
und Lebensmitteln und Beraubung der Bevölkerung von Uhren, Radios, Kleider
und Wäsche, um Hühner u. Hasen, Eier und Wein ging . . . Zum Teil hatten sie
auch schon stark dem Alkohol zugesprochen und bedrohten dauernd die einzelnen
mit vorgehaltenen Revolvern und Maschinenpistolen . . . Solche Räubereien waren
nun bald da bald dort tägliches Geschehen . . . Oft hörte man Schüsse knallen an
allen Ecken und Winkeln, und man hatte den Eindruck es bestände völlige Rechts-
losigkeit und Zügellosigkeit und die Besatzungsmacht wolle und könne nicht die
einzelnen wild und wahllos umherziehenden und räubernden Soldaten zur Ordnung
bringen, habe vielmehr freies Plünderungsrecht ihnen eingeräumt. . ."

(1. Februar 1947)

Die französischen Panzer rückten am 16. April um 15.15 Uhr von Hofweier aus in
das Dorf Niederschopfheim ein. Der Volkssturm hatte den Zixerberg besetzt. „Die
Männer von hier hatten manche Auseinandersetzung mit den Führern, die mit Gewalt
das Dorf verteidigen sollten. Noch am Morgen '/2l2Uhr war der Kreisleiter
Rombach von Offenburg hier, um den Widerstand zu fordern. Die Volkssturmleute
waren gescheiter und zogen sich rechtzeitig zurück gegen Diersburg zu. In der
Huckengasse wurde ein Volkssturmmann getötet, der hier beigesetzt wurde. Die am
lautesten früher Heil Hitler geschrien hatten, schwenkten jetzt am lebhaftesten die
weiße Fahne, die anderen blieben würdevoll und ruhig an den Häusern stehen . .."
Am Gründonnerstag waren in Niederschopfheim 200 russische Kriegsgefangene
angekommen, für die im Schulhaus und in der Fabrik Stacheldrahtzäune errichtet
wurden. Eine Woche später transportierte die SS die Gefangenen ab und ermordeten
sie. Den Ort des Verbrechens nennt der Pfarrer nicht.

Der „Hitlergeist", so der Bericht, würde nicht leicht aus Niederschopfheim verschwinden
. Es fehle vor allem an Aufklärung über die wahren Geschehnisse des
Dritten Reichs.

„Das Vertrauen zur Wahrheit ist durch die 12 Jahre so erschüttert, daß es erst langsam
wieder zurückkehren wird. Soviele haben das selbständige Denken so verlernt
, daß sie auf Gründe und Beweise nicht mehr eingehen können. Und das Gedächtnis
ist so schwach geworden, daß viele Menschen sich an nichts mehr zu erinnern
scheinen. Das militaristische Denken steckt der Jugend so tief im Blut, als
daß sie so schnell pazifistisch und normal umlernt." (23. August 1945)

Am 16. April begann der französische Angriff auf Ortenberg. „Sie machten am
Sonntagabend ungefähr 2 km vor Ortenberg halt. Ortenberg sollte als Eingangstor

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