Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 584
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0584
Kinzigtal

Mathias Reininger

Im Frühjahr 1944 begannen die Bombardierungen Biberachs durch feindliche
Flugzeuge, die gegen Ende des Jahres immer mehr an Heftigkeit zunahmen.
So am 24. und 25. Dezember 1944: „Den ganzen Tag Flieger". Der Eintrag am
2. Februar 1945 steht für die sich verschärfende Situation gegen Ende des Krieges:
„Den ganzen Tag Flieger. Morgens 9 Uhr 2 Eisenbahnwagen in Brand geschossen.
2 Bomben auf den Bahnhof, Geleise zerstört. Kurz vor 3 Uhr kreisen Bomberverbände
über dem Wald zwischen Zell und Unterentersbach und setzen ein Benzin-
und Öllager in Brand. Starke Rauchentwicklung. Aus westl. Richtung fortwährend
starkes Art.feuer hörbar."

Da die deutsche Militärführung die Absicht hatte, in Biberach den feindlichen Angriff
zu stoppen und den weiteren Vormarsch ins Kinzigtal zu verhindern, wurden
auf den umliegenden Höhen starke Artilleriestellungen eingerichtet. Diese Absicht
blieb den Franzosen nicht verborgen, so daß sie ihrerseits die Angriffe auf
Biberach und Umgebung mit großem Materialaufwand fortsetzten.
Die Kämpfe erreichten am 19. April mit heftigem Artilleriebeschuß und Jagdbomberangriffen
ihren Höhepunkt. An diesem Tag brannten in Biberach 26 Häuser
. Am Abend gegen halb zehn rollten die ersten französischen Panzer durch den
Ort und postierten sich vor dem Rathaus.

Die Schilderung über die Zeit nach der Besetzung fällt recht knapp aus. Der Pfarrer
schreibt, daß sich die Besatzungstruppen im großen und ganzen anständig benehmen
. Er schließt mit den Worten: „Eine neue Zeit beginnt. Ein .Tausendjähriges
Reich' hat nach 12 Jahren sein Ende gefunden." (30. 3. 1946)

Die ersten Angriffe erlebte Nordrach 1944 (abgesehen von einem einzelnen
Bombenabwurf 1939, der einem Munitionslager in einem Seitental gegolten und
sein Ziel verfehlt hatte). Es handelte sich um Bombenangriffe, die jedoch keinen
größeren Schaden anrichteten. Anders dagegen im Frühjahr 1945, als Kampfflugzeuge
der Alliierten auf der Dorfstraße stehende deutsche Militärlastwagen angriffen
. Es entstand erheblicher Sachschaden am Schulhaus und an acht weiteren
Gebäuden. Einen Tag vor der Besetzung fällt ein fünf Jahre alter Junge einem
Fliegerangriff zum Opfer.

Im Verlauf der Besetzung am 19. April kam es zu vereinzelten Gefechten auf der
Höhe des Mühlsteines und im Untertal, dabei wurden 8 Soldaten bzw. Volkssturmmänner
getötet.

Nach der Besetzung verhielten sich die ehemaligen Parteimitglieder ruhig. Zur
Lage der Gemeinde schreibt der Pfarrer, daß die Situation vor Ort recht gut sei, die
Besatzungstruppen sich anständig verhielten und das religiöse Leben in keiner
Weise behindert werde. In bezug auf die weibliche Bevölkerung schreibt er weiter:
„Das Verhalten einiger Frauen und Mädchen aus der Pfarrei ist zur Zeit bedauerlich
leichtsinnig und ärgerniserregend. Es sind solche, die zuvor ganz besonders
,national' eingestellt waren."

Zum Schluß seiner Ausführungen geht der Pfarrer auf das religiöse Leben ein und

584


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0584