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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 585
(PDF, 147 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0585
stellt abschließend fest, daß „die Teilnahme an der Prozession mustergültig wie
nie in den früheren Jahren" war. (1. 8. 1945)

In Zell a.H. scheint nach Angaben des hiesigen Pfarrers die Kriegszeit ruhig verlaufen
zu sein. Erst am Vorabend der Besetzung setzte kurzer Artilleriebeschuß
ein, der aber weder Menschenleben forderte, noch größeren Sachschaden anrichtete
. Dies änderte sich im Verlauf des 19. April, als Zell von Nordrach aus unter
starken Artilleriebeschuß kam. Zusätzlich war der Ort an diesem Tag einem
schweren Jagdbomberangriff ausgesetzt. Zu allem Unglück richteten abziehende
deutsche Truppen großen Schaden an, indem sie strategisch unwichtige Brücken
und Stege innerhalb des Ortes sprengten, wobei die umliegenden Häuser schwer in
Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Kämpfe an diesem Tag forderten 15 Todesopfer
, darunter sieben französische Kriegsgefangene, sechs Stunden vor ihrer Befreiung
aus fünfjähriger Gefangenschaft.

Gegen halb sechs Uhr erreichten die ersten französischen Einheiten den Ort, laut
Berichterstatter „furchterregende und schreckeinflößende Gestalten!!" Gemeint
sind die Kolonialtruppen der Franzosen, hier vor allem Marokkaner.
Der Ort wurde vom Bürgermeister übergeben, der im Gegensatz zu den übrigen
ehemaligen Parteimitgliedern nicht geflohen war.

Zur Situation in der Gemeinde zum Zeitpunkt des Berichts schreibt der Pfarrer folgendes
: Außer ein paar „ehrvergessenen Frauenzimmern" verhalte sich die Bevölkerung
gegenüber den Besatzungstruppen ruhig und diszipliniert. Die Parteileute
seien nun kleinlaut geworden und würden am liebsten ihre Vergangenheit vergessen
machen. Der Besuch der Kirche hätte wieder zugenommen, wenngleich noch
nicht alle „Abgestandenen" zurückgefunden hätten. (2. 7. 1945)

Die Darstellung der Ereignisse in Prinzbach ist sachlich, die Geschehnisse kurz
vor, während und nach der Besetzung werden fast stichwortartig zusammengefaßt.
Prinzbach hatte zeitweise eine sehr hohe Einquartierungsquote, wie der Stand vom
1. März 1945 zeigt, als den 330 Einwohnern 435 auswärtige Personen gegenüberstanden
. Darunter befanden sich 185 Mann Militär, 225 Evakuierte und 25 Ausländer
(französische Kriegsgefangene, russische und polnische Zwangsarbeiter).
Menschenleben unter der Zivilbevölkerung gab es laut Bericht bei den zwei erwähnten
Bombenangriffen vom 20. März 1944 und 4. März 1945 nicht zu beklagen
, jedoch brannten dabei vier Höfe ab.

Zu Kampfhandlungen kurz vor dem Einmarsch der Franzosen am 20. April kam
es nur in der Filiale Schönberg, ansonsten wurde der „Pfarrort. . . ordnungsgemäß
übergeben".

Nach der Besetzung verschwanden die Parteileute aus dem öffentlichen Leben und
verhielten sich sehr reserviert. Zum Thema Plünderungen heißt es in dem Bericht:
„Dem Pfarrer wurde durch einen räuberischen Akt das Auto weggenommen, ohne
Requisitionsschein". (9. 3. 1946)

Die Kriegszeit verlief ruhig in Bad Rippoldsau, der vereinzelte Artilleriebeschuß
kurz vor der Besetzung richtete keinen großen Schaden an. Um so
trauriger erscheint das Schicksal eines vermutlich dessertierten Soldaten aus
Waldshut, der vom Volkssturm am Karsamstag 1945 aufgegriffen und von drei

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