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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 588
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Unterbringung sollte das Pfarrhaus beschlagnahmt werden, was durch das beherzte
Vorgehen des Pfarrers verhindert werden konnte.

Auf Grund der großen Anzahl von Soldaten, die sicherlich auch den anrückenden
Franzosen nicht verborgen geblieben war, befürchteten die Einwohner, daß es zu
einem größeren Gefecht mit unabsehbaren Folgen für ihr Dorf kommen könnte.
Auf die Bitte nach Schonung antwortete ein anwesender Propagandaoffizier wörtlich
: „Kameraden! 20 Millionen haben in Deutschland keine Behausung mehr, da
kommt es wirklich auf ein armseliges Dorf nicht mehr an." Und der Pfarrer
schreibt weiter: „Räder, Fuhrwerke, Pferde wurden requiriert und erbarmungslos
mitgenommen. Man verhielt sich zum Teil schon so, als ob man in Feindesland
wäre."

Trotz gegenteilig lautender Propaganda verließen die deutschen Truppen Mühlenbach
am 21. April. Eine Volkssturmbatterie mußte mit drei Geschützen den Abzug
decken. Gegen acht Uhr morgens eröffnete die Batterie das Feuer auf die näherkommenden
Franzosen, die im Verhältnis 10:1 antworteten. Doch damit nicht genug
, auch Geschosse deutscher Kanonen, die auf der Straße Gutach-Oberprechtal
oder in Oberbüchern aufgestellt waren, schlugen nun in Mühlenbach ein. So entstanden
praktisch am letzten Kriegstag die größten Zerstörungen. Fünfzehn Gebäude
wurden schwer getroffen, ein Haus ganz zerstört. Auch die Kirche blieb von
Beschädigungen nicht verschont.

Interessant sind die Bemerkungen des Pfarrers zum Verhalten der Parteileute und
zu den Zuständen nach der Besetzung. Glaubt man dem Pfarrer, so gab es in
Mühlenbach überhaupt keine Nazis und wenn „nur einige Mitläufer, die aber wohl
kaum sich der Tragweite ihres Verhaltens bewußt waren. Die materiellen Vorteile
waren für sie ausschlaggebend. Religiös haben sie mitgetan wie die andern auch."
Auch die Schikanen von seiten der ehemaligen Zwangsarbeiter, die nun als Polizei
eingesetzt waren, versteht der Berichterstatter nicht. Schreibt er doch über diese:
„Sie wurden von unsern hiesigen Leuten gut behandelt, sie hatten es gut." Die
ganze Unzufriedenheit kommt im Schlußsatz zum Ausdruck: „Da wir wirklich
nicht zu den Nazi-Dörfern zählten, hätten wir eine andere Behandlung verdient."

(24. 6. 1946)

Das Kriegsende in St. Roman verlief sehr ruhig. Zweimal kam es zu Bombenabwürfen
, bei denen es sich aber vermutlich um sogenannte Notabwürfe gehandelt
haben dürfte. Der Ort selbst wurde kampflos am 21. April übergeben. Nach der
Besetzung verhielten sich die ehemaligen Parteimitglieder „wie überall".

(7. 7. 1945)

Ähnlich wie in St. Roman erlebten die Einwohner von Welschensteinach keine
Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens durch feindliche Angriffe während des
Krieges. Erst in den letzten Tagen bzw. Stunden vor der Besetzung kam
der Krieg tatsächlich in den Ort. Welschensteinach sollte verteidigt werden und
zwar von einem in der Nacht vom 19. auf den 20. April hier eingetroffenen deutschen
Bataillon. Den Franzosen blieb diese Truppenbewegung nicht verborgen,
und so eröffneten sie am Freitagnachmittag das Artilleriefeuer auf Welschensteinach
.

Die deutschen Truppen stellten sich dem Kampf, mußten aber nach einigen Stunden
den Rückzug Richtung Hofstetten antreten.

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