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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 614
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Samstag, den 28. April. Nachmittags Kinderbeicht. Die Filialkinder fehlen fast
ganz, haben Angst. Heute wird neue Ausgehzeit verkündet von 6.00 Uhr morgens
bis 9.00 Uhr abends.

Sonntag, den 29. April. Erste Messe wieder 6V4 Uhr. Viele beichten. Das Amt ist
sehr gut besucht. Nur merkt man, daß die Filiasten noch gänzlich fehlen; können
die Höfe nicht allein lassen. Nach der Nachmittagsandacht mit Herrn Stadtpfarrer
nach Schönberg. Viele Besuche gemacht, 4 bei den Hinterbliebenen der beiden
letzten Kriegsopfer. Ein Mann ist noch gestorben, weil eine Handgranate, die er
aufgehoben, explodierte. Auch in Schönberg erzählten die Leute von den Plünderungen
. Eine Krankenschwester ist als Schutz für die Frauen und Mädchen da. Die
Ausgehzeit wurde abends wieder auf 7:9 Uhr festgesetzt.

Montag, den 30. April. ... Nachmittags Krankenbesuche in Bermersbach und
Wingerbach. Auf dem Wege sind die Leute sehr verängstigt. Frl. A. besucht. Auch
dort war ein Marokkaner, hat aber den Mädchen nichts gemacht.

Sonntag, den 6. Mai. Bittsonntag. Wieder viel Beicht am Morgen. Die Maiandacht
ist der abendlichen Sperrstunde wegen um lh3 Uhr. Sehr gut besucht. Es ist
nun in Gengenbach jetzt auch ruhiger geworden. Die meisten Frauen und
Mädchen schlafen wieder daheim. Abends [h9 Uhr werde ich zum Versehen geholt
zu Frau K.

Montag, den 7. Mai. 6V2 Uhr Flurprozession auf das Bergle. Sehr starke Beteiligung
, auch von den Filialen. Der Kommandant weiß von der Prozession und hat
nichts dagegen, wie Frau Vorbeck hat sagen lassen. Die ganze Bevölkerung, Männer
von 16-60, Frauen von 17-45 müssen antreten, um die Gräber wieder in
Ordnung zu bringen. Auch morgen. Nachmittags gehe ich mit Stadtpfarrer nach
Offenburg zur Kongregation. Sehr heiß! Kurz bevor wir weggehen 11/2 Uhr
kommt ein großer Transport deutscher Kriegsgefangener auf Autos durch, macht
vor dem Haus halt. Man bringt Zigaretten, Äpfel, Most usw., die Franzosen haben
nichts dagegen; einige Tage vorher haben Wehrmänner geschossen, als die
Mädchen etwas bringen wollten. Es gab schon einige traurige Bilder. Viele mußten
laufen und wurden förmlich getrieben, sollen auch geschlagen worden sein.
Immer heißt es, die Deutschen und die SS haben es noch schlimmer getrieben.
Auf der Wanderung nach Offenburg sahen wir wie der Krieg in Ohlsbach und Ortenberg
schlimmer gehaust hat wie bei uns. Dort wurde Widerstand geleistet. In
Ohlsbach sind eine Anzahl Häuser niedergebrannt oder zerstört gewesen. Ähnlich
in Ortenberg. Vor 2 Monaten sahen wir noch die schweren deutschen Geschütze
aufgestellt. Jetzt liegen sie zerschossen da. An den Wegen liegt auch Munition und
anderes, was die Deutschen nicht mehr fortschaffen konnten. In Ortenberg ist die
Fabrik von Boos & Hahn zusammengeschossen. Auch durch die Flieger ist viel
zerstört. Ich habe es mir eigentlich noch schlimmer vorgestellt. Wir kommen allerdings
nicht zum Bahnhofviertel. Die Kirche von Hl. Kreuz hat auch von den
Granaten abbekommen, ebenso das Vincentiushaus. Hier haben wir seit langem
wieder ein Mal eine Kongregation mitgemacht, nachher dies und Austausch der
Erlebnisse. Der Pfarrer von Oberkirch erzählt von deutschem Widerstand und

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