http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0617
Blick auf den Schweighausener Kirchbühl, wie er sich 1945 dem Besucher des
Bergdorfes darbot. Foto-Archiv: Gerhard Finkbeiner
der Außenwelt sind wir jetzt ganz abgeschnitten. Der Omnibus verkehrt nicht
mehr, Post war in den letzten Tagen kaum noch eingegangen. Das deutsche Verkehrsnetz
war durch den dauernden Fliegerangriff fast völlig zerstört. So hören
wir von draußen nichts mehr. Nur das eine wissen wir: Bald werden auch wir besetzt
sein.
Mittwoch, den 18. April 1945. Die Bauern müssen mit Ochsen Vorspann leisten
Der Tag verläuft ruhig. Deutsche Soldaten in kleinen Trüppchen kommen durch,
müde und abgehetzt; aber keine Verbände oder geschlossene Formationen. Gruppen
von 10 oder 12 Mann. Manche mit Rädern, andere mit Leiterwägelchen, auf
denen sie ihr Gepäck ziehen. Kaum Artillerie, überhaupt keine Panzer. Die bestausgerüstete
Armee der Welt - so hat Hitler oft prahlend geredet - macht einen
jämmerlichen, zerrissenen Eindruck. Die Lastwagen bleiben an den Steigungen
hängen, die Bauern müssen mit ihren Ochsen Vorspann leisten, um die Karren
weiterzubringen. Das ist schon mehr als eine geschlagene Armee, das ist die Auflösung
und das Ende.
An diesem Tag wird Lahr besetzt. Zwei Tage waren hier die Franzosen aufgehalten
worden; um die Stadt mußten sie ziemlich schwer kämpfen.
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