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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 619
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thias Wangler (22. 06. 1890-19. 04. 1945), Fixenhofbauer im Hinteren Geisberg.
Der Volkssturm konnte sich, wie vorauszusehen war, militärisch gegen den Feind
nicht behaupten. Er lief fast auseinander, und jeder suchte sich zu retten, so gut er
konnte. So schlug sich auch Wangler mit seinem Kameraden und Nachbarn Sing-
ler (Josef Singler, 1905-1981, von „Singler-Seppe") durch die Wälder bis zu seinem
Heimathof durch. Dort machte er kurz Station. Als er hörte, daß die Franzosen
schon in Dörlinbach seien, wollte er gleich weiter. Als sie auf der linken Talseite
durch den Wald gingen, entdeckte sie ein französischer Panzerspähwagen.
Dieser schoß nach ihnen und traf unglücklicherweise den Matthias Wangler tödlich
. Herbes Leid für seine Frau (Barbara Wangler-Fix, geb. Stulz), die nun schon
den zweiten Mann durch einen jähen Tod verlieren mußte. Um ihn trauern auch
die vier Töchter aus der ersten Ehe der Frau und seine eigenen drei Kinder, die er
gut und christlich erzogen hatte. Auch er ein Opfer der sinnlosen und verbrecherischen
Fortsetzung des schon verlorenen Krieges.

Die Franzosen sind da

Gegen Abend wird es wieder ruhiger; das Arifeuer (Artillerie-Feuer) hört auf. Einzelne
deutsche Truppen kommen noch durch. Es wird 21.00 Uhr. Wir hoffen
schon, daß wir diese Nacht noch einmal ungestört bleiben.

Gegen 22.00 Uhr kommen einige Leute aus der Nachbarschaft, die in unserm doch
etwas sicheren Keller die Nacht verbringen wollen. Sie richten sich eine notdürftige
Lagerstätte her ... Gegen 22.30 Uhr gibt es plötzlich im Ort eine Schießerei.
Man sieht Leuchtspurmunition aus Maschinenpistolen das Tal hinunterflitzen. Wir
glauben aber noch nicht ganz an die Nähe der Franzosen, vermuten in dem Geschieße
die Nervosität eines deutschen Soldaten. Gegen 23.00 Uhr gehe ich einmal
kurz aus der Waschküche und höre um das Haus das Flüstern von männlichen
Stimmen, kann aber nicht erkennen, ob es deutsch oder französisch ist. Um 23.15
Uhr schlägt es schwer an die Haustüre. Ich öffne - vor mir steht ein französischer
Spähtrupp mit Gewehr im Anschlag und Maschinenpistolen. Die Franzosen sind
da! Ich sage ihnen, daß dies das Pfarrhaus ist, daß keine deutsche Soldaten, keine
Waffen im Hause sind. Sie durchsuchen flüchtig den 1. und 2. Stock, gehen auch
kurz in den Keller. Dann erklären sie: Alle Zivilisten müssen in den Keller. Sie
selber bleiben für einige Stunden im Hause und werden dann in der Morgenfrühe
weiterziehen ...

Freitag, den 20. April 1945. Kasten und Kästen durchwühlt

So nahte der Morgen. Gegen 5 Uhr krachte ein Schuß aus dem Pfarrhaus! Der Posten
schoß aus dem 2. Stock, wo zur Sicherung auch ein Maschinengewehr aufgestellt
war, auf eine Person, die sich auf der Straße bewegte. Es war eine Frau, die
die Hebamme holen wollte, da gerade in dieser Nacht eine Frau in Geburtsnöte gekommen
war. Gegen 6.30 Uhr gehe ich zur Kirche. Nur ganz wenige haben sich
begreiflicherweise eingefunden, darunter auch zwei Hintertäler, die keine Ahnung

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