Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 629
(PDF, 147 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0629
Am Stammtisch im „Deutschen Hof rätselt man, was nach der Besetzung
zu erwarten und zu befürchten ist. Zunächst könne es schlimm sein, meint
Emil Adler, doch es werde allmählich besser werden, so lehre ihn die Erfahrung
aus der Offenburger Besatzungszeit Anfang der 20er Jahre. Erstmals
wird offene Gegnerschaft zum NS-Regime deutlich, aber immer noch
schweift, wenn sie vorgebracht wird, der berüchtigte „deutsche Blick" über
die Runde - niemand weiß, ob nicht ein Spitzel zuhört.

Soldaten, mehr als bisher, sind im Ort, der einige Tage einem Etappenstädtchen
gleicht. Im Kretzenbach verlegen sie Telefonleitungen nach Süden
, bald werden, wenn der Feind naht, Beobachter auf den Bäumen sitzen
. Am Finkenberg sieht man mit Panzerfäusten ausgerüstete Soldaten,
unter der Linde beim Amtsgericht wird ein Geschütz in Stellung gebracht.
Anlieger beschwören die Soldaten dringend, abzuziehen, was diese ablehnen
, aber bald, weil „jetzt alles doch keinen Sinn mehr habe", das Weite
suchen.

Seit Monaten ist die Stadt Standort des Armee-Sanitätsparks, der in der
Volks- und Winterschule Magazine hält, mit Verbandsmaterial, Medikamenten
, Decken, Bettenstoff und anderen nützlichen Sachen. Noch um diese
Zeit spielt ein Oberarzt Kommiß, geht auf Kontrollrunde, läßt Soldaten,
die in Lokalen weilen, Männchen bauen, kontrolliert Soldbücher, Marschbefehle
und Urlaubsscheine, besteht darauf, daß sie den Zapfenstreich einhalten
. Doch bald rückt der Sanitätspark ab. Im Magazin holen sich nachts
Leute, was sie brauchen: Bettlaken, Decken, Geschirr - die Medikamente
werden später den ortsansässigen Ärzten überlassen.

Die Männer sind zum Volkssturm einberufen. In zwei Kompanien sind
sie erfaßt, insgesamt 150 Mann zählen sie, und untergebracht sind sie in
der „Sonne" in Altdorf oder anderen Lokalitäten. Der Landwirtschaftsrat
Traut ist Einheitsführer, ein „Spieß" ist eingesetzt, und militärisch-zackig
gehts zu. Ein „Stab", für Verpflegung und Munition muß er sorgen, wird
gebildet; ein pferdebespanntes Fahrzeug steht für ihn bereit. Vor dem Ort,
zwischen der Stadt und Altdorf, sollen die Volkssturmmänner Schützengräben
ausheben. Die Hitlerjugend „schanzte" zuvor schon in Kappel, später
in Wallburg, von wo aus sie ins Hinterland verlegt werden sollte. Die
meisten Jungen suchten jedoch den Weg nach Hause. Nach Weltkriegsmanier
werden vom Volkssturm auch Unterstände gebaut. Die Arbeit leitet
Anton Müller, der Krummholz, der als Feldwebel Dienst tut; seine Kommentare
zu diesem nutzlosen Tun hätten für einige Jahre Bau gereicht.

Nach mehr oder weniger harten Kämpfen hat der Gegner zahlreiche badische
Städte eingenommen. Er muß, wenn er weiterhin rasch vorankommen

629


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0629