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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 630
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will, den sog. „Lahrriegel", der die Rheinebene sperrt, aufbrechen. In Kürzell
stoßen die Franzosen jedoch auf Widerstand, es gelingt ihnen erst am
folgenden Tag, nach Lahr durchzubrechen. Vom Marbach aus greifen
nachts die Haubitzen in den Kampf ein. Manche befürchten, daß bald
zurückgeschossen wird.

Die Parteigrößen rufen nochmals zum Widerstand auf. In einem Lokal
verfassen Kreisleiter Richard Burk und Eduard Seitz einen Aufruf, der
hektografiert unter die Leute gebracht wird. „Behaltet die Nerven", fordert
der Kreisleiter die Leute auf, denn „der Tag des Sieges wird kommen!".

Alarm am Abend vor dem Einmarsch, der Volkssturm muß sich in
Altdorf sammeln. Weinend lassen die Frauen ihre Männer ziehen, doch
ältere und kriegsversehrte Männer werden abends wieder nach Hause
geschickt. Sonderbar, die Panzersperre nach Altdorf zu wird wieder
geöffnet, doch anderntags werden alle Sperren geschlossen. Der Volkssturm
marschiert in die Einsatzgebiete in den Bunkern bei Kappel, in der
Mahlberger Gegend, der „Stab" zieht sich zurück nach Wallburg und
Schmieheim.

In der Nacht dröhnt Kanonendonner, weckt die Leute. Auf die Hausdächer
nahe dem Gymnasium und bis hinter die „Schanz" prasseln Geschosse,
wohl Schrappnells, auf die Dächer, richten Schäden an. Selbst die Bäume
entlang des Ettenbachs werden vom Beschuß entlaubt. Als es Tag wird, erkennt
jeder, daß jetzt, am 19. 4. 45, der Einmarsch der Franzosen erfolgt.
Am Vormittag kurven Jabos in der Luft, sie greifen Altdorf an; in der
Mahlberger Straße brennen, wie man hört, zwei Häuser, auch in der
Schmieheimer Straße gibt es Gebäudeschäden. Die Frauen packen die
Habseligkeiten auf Leiterwägele, bringen sie in die Bunker. Den ganzen
Vormittag herrscht ein hektisches Kommen und Gehen auf den Straßen,
von Sorgen verzerrt sind viele Gesichter, den Kindern und vor allem den
Mädchen gilt die arge Sorge. Aufgeregtes Treiben überall, auch im Spital,
wo, begleitet von Eduard Seitz, der Kreisleiter erscheint. Er ist gestürzt,
am Arm wurde er verletzt, Hans Guttenberg, als Verwundeter aus der
Wehrmacht entlassen, verbindet ihn - nicht zur Freude aller Leute: eine
Handgranate, meint einer, sollte man unter des Kreisleiters Auto legen und
abziehen!

Trubel und Vorfreude auf das Kriegsende, jedoch auch Besorgnis herrschen
im „Deutschen Hof - Mathilde Winterer, die Wirtin, ladet zu einem
Glas Sekt ein. Eine fast fröhliche, doch auch unsichere Spannung liegt
über dieser Szene: auf was soll man trinken? Niemand gibt Antwort auf
diese Frage.

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