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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 635
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schaft verbracht, und mit weiteren Gefangenen - ca. 300 waren es - nach
Kehl, dann Straßburg und schließlich nach Frankreich transportiert. Auch
der „Kranz"-Wirt Fritz Herr wurde „geschnappt" - am anderen Tag wurde er
in einem Panzer in das Städtchen gefahren, um den Marienbrunnen herum
fuhr der Kampfwagen. Fritz Herr rief „der Allendorf isch gfalle", was nicht
stimmte, winkte mehrmals während der Abfahrt mit der Hand. Mehrere Jahre
dauerte es bis diese Männer wieder in die Heimat zurückkehren durften.

Die Franzosen rücken ins Münstertal vor. Die deutsche Artillerie schießt
beim Einmarsch der Panzer, trifft den Münchweirer Kirchturm. Schwer
verwundet wird mit einem Schuß der Bleicher Adolf Burger. Ein Sanitätsfahrzeug
transportiert ihn ab, doch er kehrt nicht wieder in die Heimat
zurück. Ein Schuß tötet beim Durchmarsch der Franzosen einen Mann, der
auf einer Treppe steht.

In Ettenheimmünster gibt es noch Schußwechsel mit deutschen Soldaten,
die sich in den Wäldern aufhalten; vier Tote sind zu beklagen, zwei Wohnhäuser
mit Ökonomiegebäuden brennen ab. Mehr Glück als andere haben
jene Volkssturmmänner, die beim Ziegler, Karl Strickler, Rast machen. Er
spendiert ihnen reichlich Wein, soviel, daß sie müde werden und einschlafen
, erst wieder aufwachen, als der Krieg zu Ende ist. Die Panzerfäuste, die
sie mit sich führen, wirft der Gerbermeister Richard Henninger in den Bach.

Auch ins hiesige RAD-Lager ist Volkssturm einberufen worden. Als sich
die Gelegenheit bietet, lassen die Männer Waffen und Ausrüstung in den
Baracken liegen und nehmen Reißaus. Viele Volkssturmleute suchen in jenen
Tagen ein Schlupfloch, durch das sie wieder nach Hause gelangen
können. In einer Baumschule westlich der Ortsgrenze halten sich immer
wieder vor der Gefangennahme fliehende Volkssturmmänner versteckt.
Ihnen helfen Anlieger, die sie mit warmer Nahrung und mit anderen Hilfsmitteln
versorgen.

Am Tag nach dem Einmarsch fahren auf einem Lkw ehemalige Gefangene
durch die Stadt. Sie schleifen eine Hitler-Fahne durch den Staub und ziehen
eine Hitlerbüste hinter dem Fahrzeug her, feiern fröhlich den Sieg und
ihre Befreiung. Auch für die Einwohner ist der Krieg zu Ende. Die Franzosen
sind als Besatzungsmacht im Land, eine harte, entbehrungsreiche Zeit
mit allerlei Drangsalen hebt an. Es dauert lange, bis sich die Völker zu
Verständigung und zum Frieden bereit finden.

Und noch ein Nachspann: etwa zwei Wochen nach dem Einmarsch durchstreifen
Jugendliche die Pakstellung im Erlenwäldele, finden die Geschütze
, hantieren herum, bis sich ein Schuß löst, die Granate fliegt weit ins

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