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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 640
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0640
Das Soldatengrab im Friesenheimer Wald

Ekkehard Klent

Der II. Weltkrieg liegt in den letzten Zügen. Die französische Angriffswelle rollt
den Schwarzwald entlang nach Süden. Am 13. April kapituliert Achern. Auf
dem Vormarsch entlang des rechten Rheinufers wird Kehl erreicht; am 15. April
1945 fällt Offenburg.

Den Friesenheimern war klar geworden, daß es nur noch Stunden dauern konnte,
bis sich die Kampfhandlungen auch auf ihren Ort verlagern würden. Die Panzersperren
an der B3 mußten im Auftrag der SS geschlossen werden; doch beherzte
Friesenheimer Bürger entfernten bei Einbruch der Dunkelheit die Sperren, um eine
Beschießung des Ortes zu verhindern.

Im Hause des Friesenheimer Landwirts August Wilhelm Erb, Rösslegasse, waren
im April 1945 Angehörige der Waffen-SS einquartiert. Von diesem Personenkreis
wußten die Friesenheimer, daß ihr Ort bis zum letzten Mann verteidigt werden
sollte. Zur Verteidigung gehörte auch der Befehl zur Schließung der Panzersperre
beim Anwesen Rossnagel an der heutigen Bundesstraße 3. Mutige Friesenheimer
Frauen zersägten jedoch bei Nacht heimlich die dicken Holzbalken und entfernten
die Sperre. Die Angst, als Saboteure erschossen zu werden, war groß. Zur Vermeidung
eines Blutbades durch die Waffen-SS machte sich der damalige Ratschreiber
Michael Siefert auf den Weg zu den Franzosen, um diese nach Friesenheim zu geleiten
. Durch diese Heldentat konnten die Ortschaften Friesenheim, Oberweier
und Heiligenzell vor einer Beschießung durch die französische Armee gerettet
werden. Die feindlichen Panzerverbände rollten ohne Widerstand durch unsere
Gemeinde. Nur der historische Stockbrunnen vor dem Rathaus (1545) wurde
durch einen Panzer angefahren und erhielt einen Riß, der jedoch geflickt werden
konnte. Die Narbe am Brunnen erinnert heute noch an den Einmarsch der französischen
Truppen in unsere Gemeinde.

Friesenheim wurde drei bis vier Tage geplündert. Die deutschen Truppen hatten
sich auf den nahen Schutterlindenberg zurückgezogen und leisteten heftigen
Widerstand. Von dort nahmen die deutschen Soldaten auch das vom Feind besetzte
Friesenheim unter Beschuß.

Bei Bürgermeister Josef Roth in Heiligenzell hatten vier deutsche Soldaten Unterschlupf
gefunden. Als die Franzosen in Friesenheim einmarschierten und auch die
Waffen-SS sich aus Friesenheim entfernt hatte, machten sich auch die vier Wehrmachtsangehörigen
auf den Marsch, um nicht in französische Kriegsgefangenschaft
zu geraten. Für die vier Soldaten war der Krieg bereits zu Ende, sie wollten
sich zu Fuß in ihre Heimat nach Rheinfelden absetzen. Zuerst wollten sie sich im
nahen Wald verbergen, dann die feindlichen Linien umgehen, um in Richtung
Süden zu marschieren.

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