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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 648
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nahezu 40 Jahren nicht. Fader dagegen alles, unpersönlicher. Freilich darf
man fragen, was hätte eine Vervollkommnung erfahren, welche Höhe hätte
noch überboten werden können nach den wahrhaft beseligenden Erlebnissen
der Frühe.

Noch einmal zeichnet Hausenstein ein Bild von seiner Vaterstadt. In den
„Abendländischen Wanderungen" widmet er ihr ein Stimmungsbild von
unwiderstehlichem Zauber. Er taucht Hornberg ins Licht des fast noch
vollen Mondes um die Mitternacht und überläßt sich seinen Gedanken
und Gefühlen, indem er zunächst vom Hotelfenster aus, dann von der
Burg herab wie vom Bug eines Schiffes auf die nächtliche Stadt und die
sie einschließenden Waldeshöhen seinen Augen und Erinnerungen Freiheit
zum Sehen, Denken und Träumen gewährt. Er gibt sich in der Einsamkeit
der Nacht dem erregenden Erlebnis hin, nach einem halben Jahrhundert
Bekanntes wiederzuentdecken. Und alles ist auf sein innerstes
Wesen bezogen, wird ihm zum Symbol dafür, was er in frühen Kindertagen
ins Leben hinaus mitnahm, wofür Hornberg die Voraussetzungen
schuf.

Daß dieser späte Minnesänger Hornbergs nichts von jenem frühen Minnesänger
wußte, dem Bruno von Hornberg, der von dieser Burg auszog,
wenn er, der „gouch", der „tor", der „tumbe"21 seine Klage nicht gar an
dieser Stelle seinen Liedern anvertraute! Ewig unausgesprochen wird das
Wort bleiben, das Hausenstein, der sensible Stilist, mitfühlend, zartfühlend
der unerfüllten Liebe des Rittersohnes hätte widmen können. Vom Platz
Brunos aus sieht er denn auch auf die Dachlandschaft Hombergs und auf
die Reichenbachbrücke, und das alles geborgen in „diesem tannendunklen
Landschaftsschoß"22, dem Ort seiner Herkunft und Geburt, in diesem Augenblick
fühlt er sich vom Schwarzwald wieder angenommen.

Wie kann er jedoch von Hornberg schreiben, ohne das „Hornberger
Schießen" anzudeuten? Die Oftverlachten, die ihr Pulver voreilig verschossen
, vergleicht er mit Ritter Don Quijote, den er hoch verehrte, ihn
gar als Urbild eines Ritters schätzte - und stellte sie damit auf die gleiche
Stufe wie ihn. Eine größere Ehrung kann ihnen nicht mehr zuteil werden.
So gehen seine Ausführungen, die von „Glück und tödlicher
Traurigkeit"23, „mit Wonne, so mit unendlichem Weh"24 durchzogen waren
, in denen er „alles sehr nah, bald unwiederbringlich entrückt"25 in einem
fühlte, in einen Anflug von Humor und zur philosophischen Begründung
seines Schreibens, seiner Kunst, über. Die Übertreibung der Akteure
des „Hornberger Schießens" sei auf ihn übergegangen in der Form der poetischen
Übertreibung, „die Gegenstände größer und herrlicher zu sehen, als
sie an sich selbst sich erweisen"26.

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