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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 649
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In einem unveröffentlichten Manuskript „Mein Leben, erzählt für meine
Tochter" bekennt er sich noch einmal zur Voreiligkeit seiner Hornberger
Vorfahren. Er habe es bis ins Alter „nicht verlernen können, aus einem allzu
vergnüglichen oder allzu betrübenden, ja der Verzweiflung zutreibenden
Überschwang der Phantasie den Wirklichkeiten vorzugreifen"27.

In der dunklen, qualvollen Zeit des Zweiten Weltkrieges sind Zeugnisse
der Verbundenheit mit der Vaterstadt selten. Auf den ersten Blick befremdlich
knapp fallen denn auch die Worte aus, die er sich abringt, als er durch
einen nichtgenannten Absender von der Bombardierung Hornbergs am 8.
und 9. Februar 1945 erfährt: „Gestern die Nachricht, daß meine Heimatstadt
Hornberg zerstört ist. Ich hätte dergleichen nicht für möglich gehalten
und bin bis auf den Grund gespalten"28. Nach diesen zwei einzigen Sätzen
wendet er sich wie zum Trost einer gleichzeitig ins Haus gekommenen Ansichtskarte
von Karlsruhe zu. Die schreckliche Botschaft erreichte ihn in
einer Woche im Februar 1945, die für ihn so schwer durchzustehen war,
daß er sie zu den schlimmsten seines Lebens rechnete und das Grausen ihn
daran hinderte, dafür sogleich Worte zu finden.

Die Stadt Hornberg darf es sich zur Ehre anrechnen, nach dem Krieg die
Verbindung mit Wilhelm Hausenstein wieder aufgenommen zu haben. Anlaß
dafür war die Verleihung des Hebel-Literaturpreises des badischen Staates
1949 für seine „LUX PERPETUA". Bürgermeister Gustav Fimpel konnte
ihm die erfreuliche Mitteilung machen, daß sein Geburtshaus noch stehe
und die Fliegerschäden ausgebessert seien29. Die Einladung, Hornberg zu
besuchen, konnte der Geehrte so schnell allerdings nicht wahrnehmen. Denn
sehr bald übernahm er eine der diffizilsten politischen Aufgaben, die die
junge Bundesrepublik Deutschland zu vergeben hatte: er wurde deutscher
Generalkonsul, später Botschafter in Paris. Wieder gratulierte die Stadt
Hornberg. Bewegten Herzens antwortete Hausenstein (28. Mai 1950): „Es
ist ein gutes, ein wahrhaft tragendes Gefühl für mich, eine Vaterstadt zu haben
, die in manchem bedeutsamen Moment meines Lebens teilnehmend
meiner gedacht hat... als der getreue Sohn Hornbergs, der ich immer gewesen
zu sein glaube und weiterhin immer zu sein hoffe", grüßt er die Stadt
und wünscht ihr und ihren Kindern alles Gute. Keinen Monat später konnte
Bürgermeister Fimpel zum 68. Geburtstag Hausensteins die Gedenktafel an
seinem Geburtshaus enthüllen und so dem Schriftsteller und Gelehrten, dem
Träger des Hebelpreises und Generalkonsul in Paris ein Denkmal setzen.
Hausenstein war darüber hocherfreut: „der Wortlaut der Inschrift ist sehr gut
stilisiert und das Schriftbild ist klar, würdig, angenehm."

Und schließlich wurde ein offizieller Besuch in Hornberg doch Wirklichkeit
. Den 70. Geburtstag wollte Hausenstein in Hornberg feiern. Die Fest-

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