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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 656
(PDF, 147 MB)
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geöffneten Bögen konnte der mahnende, dumpfe Ruf der 32 Zentner
schweren Glocke in allen vier Himmelsrichtungen vernommen werden.
Als während der Bauarbeiten Reichspräsident Paul von Hindenburg am
2. August 1934 verstarb, wurde seiner durch eine eingemeißelte Inschrift
in dem an diesem Tag errichteten Mauerkranz gedacht.

Der Gedächtnisraum beherbergte Bronzetafeln mit den Namen der 160 im
ersten Weltkrieg gefallenen Triberger, zu deren Todestag die Glocke ihre
Stimme weiterhin über Stadt und Berge ertönen ließ. Beim Begräbnis eines
ehemaligen Kriegsteilnehmers gab sie dem Toten mit ihrem Ruf das letzte
Geleit. Die von Bürgern gestiftete Glocke hatte den Namen „Barbara"
nach der Schutzheiligen der Soldaten erhalten; ihre Inschrift lautete: „Den
Helden zur Ehr', den Lebenden zur Lehr', den Kommenden zur Wehr."
Während des Zweiten Weltkrieges, im Jahre 1942, mußte sie zusammen
mit den Bronzetafeln aus der Krypta abgeliefert werden, um zu Rüstungsmaterial
verarbeitet zu werden. In die Glockenstube wurde eine Luftschutz
- und Feuersirene eingebaut.

Bald nach Kriegsende begannen Bemühungen, das Kriegerehrenmal seiner
ursprünglichen Bestimmung entsprechend wieder herzurichten. Am Volkstrauertag
1951 konnte es dann zum zweitenmal der Bevölkerung übergeben
werden. Zwar war es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich
gewesen, eine neue Glocke zu beschaffen, jedoch konnte der Gedächtnisraum
wieder instand gesetzt werden. Statt der ursprünglichen Bronzetafeln
wurden von dem Freiburger Professor Knittel gestaltete Marmortafeln mit
den Namen und den jeweiligen Todestagen der Kriegsopfer aus Triberg angebracht
. Zu den 160 Gefallenen aus dem ersten Weltkrieg kamen jetzt
noch die 228 Toten und 61 Vermißten aus dem letzten Krieg hinzu. Eine
separate Tafel nennt Thomas Tritschler, den einzigen Triberger Gefallenen
des Krieges von 1870/71. Einige Jahre später wurde noch eine weitere
Ehrentafel angebracht, die an die 64 Kriegsopfer erinnert, deren heimatvertriebene
Angehörige mittlerweile in Triberg heimisch geworden waren.
Diese Neugestaltung der Krypta war durch die Spenden möglich geworden
, die eine vom damaligen Bürgermeister Faster persönlich durchgeführte
Sammlung ergab. Eine spätere große Spendenaktion brachte die Mittel
für eine zweite „Barbara-Glocke" auf; und am Volkstrauertag 1955 erklang
erstmals wieder seit 1942 die mahnende Stimme vom Turm. Die
neue 33 Zentner schwere, mit dem Bildnis des hl. Michael geschmückte
Glocke trägt die Inschrift: „Zum Gedächtnis an unsere gefallenen Söhne."
Nach langem Schweigen war der eherne Ruf am Todestag eines jeden gefallenen
Triberger Bürgers, am Beerdigungstag von Kriegsteilnehmern und
jeden Sonntag um 12.15 Uhr mittags zusätzlich zu Ehren aller Opfer von
Krieg, Gewalt und Unterdrückung wieder in Stadt und Land zu hören. Nur

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