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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 665
(PDF, 147 MB)
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3. Die Benennungsmotive für die Flurnamen
nach natürlichen, landschaftlichen
Gegebenheiten sind vom Schreibtisch aus
schwerlich zu erkennen oder zu überprüfen
. Hier ist die „Realprobe" erforderlich:
Der Flurnamenforscher muß sich „ins
Feld" begeben, um mit Hilfe der einheimischen
Auskunftspersonen, die über ältere
Bodenverhältnisse Auskunft geben
können, zu erkunden, ob die Interpretation
des Flurnamens mit den äußeren Gegebenheiten
übereinstimmt. Als Beispiel
kann hier der Beleg Rungsmatte (S. 202)
angeführt werden: Als sprachgeschichtliche
Deutung kommt die Herleitung von
Rurigs .Wasserrinne, Bachbett' (von mittelhochdeutsch
runs) in Frage; die Rungsmatte
wäre demnach ,die Wiese an einem
Wasserlauf'. Diese Deutung wäre an den
örtlichen Gegebenheiten zu überprüfen.
Allerdings kann ein Wasserlauf inzwischen
überbaut oder umgeleitet sein. In
solchen Fällen kann nur ein Einheimischer
weiterhelfen, der sich noch an
frühere topographische Verhältnisse (z.B.
vor der Flurbereinigung) erinnert.

4. Zwingend notwendig für die Deutung
der Flurnamen ist der Vergleich mit den
historischen Schreibungen, denn ein Flurnamen
kann heute in einer Lautung verwendet
werden, aus der die ursprüngliche
Bedeutung nur sehr schwer oder auch gar
nicht mehr zu erschließen ist. Hier können
häufig die urkundlichen Belege Klärung
bringen. So wäre im Flurnamen Dang-
scheer (S. 151) das Bestimmungswort
Dang heute nicht mehr eindeutig zu
klären, wenn nicht die alten Schreibungen
auf das Bestimmungswort Tanne verweisen
würden. Ebenso wäre man bei der
Deutung des Flurnamens Büllott auf Spekulationen
angewiesen, wenn wir uns
nicht auf frühere Schreibungen stützen
könnten (S. 125 f.), die ihn als alten -ach-
Namen ausweisen.

Mit der zunehmenden Umgestaltung von
landwirtschaftlichen Nutzflächen geraten
die alten überlieferten Flurnamen in Vergessenheit
. Damit gehen Informationen

über sprachgeschichtliche Entwicklungen,
die in unserer Sprache wirksam waren, für
immer verloren. Es ist deshalb höchste
Zeit, daß die Flurnamen gesammelt und
aufgezeichnet werden. Die Schwierigkeit
liegt jedoch nicht nur darin, Idealisten zu
finden, die dieses tun; sie sollten darüber
hinaus auch die oben aufgeführten Voraussetzungen
erfüllen können.
Durch die Zusammenarbeit der beiden
Autoren waren optimale Voraussetzungen
für die kompetente Bearbeitung der Flurnamen
gegeben, wie sie nun als Band I
„Die Flurnamen der Ortenau" vorliegt:
ein Werk, das für interessierte Laien gut
verständlich und lesbar ist, das gleichzeitig
aber auch wissenschaftlichen Ansprüchen
gerecht wird. Es wäre zu begrüßen
, wenn die beiden Verfasser auch
für andere Gemeinden diese mühevolle
Kärrnerarbeit in Angriff nehmen würden.

Dr. Renate Schrambke

Karl Hanß, Geschichte der Ortenau in
Dokumenten. Band 1: Klerus und Adel.
Reiff Schwarzwaldverlag, Offenburg
1995, 231 Seiten, zahlreiche Abbildungen
, DM 49,80.

Dem nur auf dem Titelblatt vollständig
wiedergegebenen Titel entsprechend läßt
der Verfasser in diesem Buche die Geschichte
der Ortenau vor allem in reichhaltigen
und vielfältigen Zeugnissen vom
frühen Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit
zu Worte kommen. Einleitend
oder erläuternd zu diesen Dokumenten
wird dann auch die Geschichte selbst dargestellt
.

Bezugspunkt ist nicht die große, weite
und allgemeine Geschichte, sondern die
Geschichte in der Ortenau vor Ort.
Themenschwerpunkte dieses Buches als
ein erster Band von vier geplanten sind
Kirche und Adel als privilegierte Stände
der vorindustriellen Zeit. Die zu Wort
kommenden Geschichtsquellen machen
gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturel-

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