Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
75. Jahresband.1995
Seite: 675
(PDF, 147 MB)
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däus Rinderle oder den letzten Abt von
St. Peter, Ignaz Speckle, den Herausgeber
eines in seiner Art einmaligen Kirchenatlasses
.

III. Der klösterliche Alltag und die Abtei
als politische Herrschaft. Über den Alltag
der über 200 aufgehobenen Klöster der alten
Diözese Konstanz sind wir durch die
st. petriner Quellen am besten informiert.
Von 1659-1806 liegen die Kapitelprotokolle
lückenlos vor. Sie sind die authentischste
Wiedergabe des Klosterlebens,
das sich für manche Tage bis auf die Stunde
genau rekonstruieren läßt. Von den Tagebüchern
der beiden letzten Äbte liegt
das von Ignaz Speckle, eine der wichtigsten
Quellen für die Forschung zur Säkularisation
im deutschen Südwesten, seit
drei Jahrzehnten gedruckt vor. Das achtbändige
Tagebuch von Abt Steyrer dagegen
„harrt noch einer entsprechenden Bearbeitung
". Die „Abtei als politische Herrschaft
" definieren die Verfasser als eine
„machtpolitische ,Zwischenlage': Ubergeordnete
Instanz war das Kaiserhaus in
Wien, vertreten durch die vorderösterreichische
Regierung [in Freiburg]. Nach
unten, d.h. gegenüber den Untertanen,
war die Abtei selbst politische Herrschaft
." Von erstaunlich perfekter Administration
zeugen die Zins- und Steueraufstellungen
ebenso wie die hervorragenden
kartographischen Vermessungen und die
Beschreibung der klösterlichen Herrschaft
auf der Grundlage älterer Herrschaftsund
Verwaltungsdokumente.

IV. Die Klosterbibliothek von St. Peter
und ihre mittelalterlichen Handschriften.
Höhepunkte waren die vierzig schönsten
Handschriften aus dem ehemaligen Klosterbesitz
wie der „Legenda aurea" des Ja-
cobus de Voragine (Elsaß, 15. Jahrhundert
), das „Breviculum ex artibus Rai-
mundi Lulli electum" (Nordfrankreich,
um 1320) und das berühmte Pergamentblatt
mit der Darstellung „Marcus Evan-
gelista" aus dem st. petrischen Evangelistar
(vermutlich Trier, um 1000). Die meisten
dieser Handschriften stammten ursprünglich
nicht aus St. Peter, wiesen aber
gewissermaßen durch ihr hohes Alter als
„Pfad in die Gründungszeit des Klosters"
(H.-O. Mühleisen). Als vorletzter Abt hatte
Philipp J. Steyrer (1749-1795) fast
während seiner ganzen Amtszeit gegen
die staatskirchlichen Bestrebungen Maria
Theresias und Kaiser Josephs II. zu kämpfen
. Der badische Markgraf Karl Friedrich
begann, dem Wiener Hof darin nachzueifern
. So wurden nach und nach von Wien
aus die Privilegien der Klöster aufgehoben
, um sie als Fremdkörper im rational
organisierten Staatswesen zu beseitigen.
Novizen durften bald nur noch in beschränkter
Zahl aufgenommen werden,
die Verbindung zu ausländischen Klöstern
wurde untersagt. 1782 überlebte St. Peter
das erste Klosteraufhebungspatent
Josephs II., nachdem das Kloster 1778 für
teures Geld die Kastvogtei von den Habs-
burgern zurückerworben und Joseph II.
die Existenz des Klosters garantiert hatte.

Werner Scheurer

Bernd Ottriad (Hrsg.), Baden-Würt-
tembergische Biographien. Herausgegeben
im Auftrag der Kommission für
geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg. Band 1: Verlag W. Kohlhammer
, Stuttgart 1994, 408 Seiten,
Leinen. 48 - DM.

Der nunmehr vorliegende erste Band der
Baden-Württembergischen Biographien
schließt sich an drei Bände Badischer
Biographien desselben Herausgebers an.
Diese hatten die Lebensläufe der ab 1900
Verstorbenen in Baden aufgenommen. Die
vorliegende neue Reihe, die für das ganze
Land Baden-Württemberg gilt, enthält die
Biographien Verstorbener ab 1952, dem
Zeitpunkt des Zusammenschlusses von Baden
und Württemberg zu einem neuen
Bundesland. Die Reihe der „Badischen
Biographien" wird übrigens fortgeführt für
die zwischen 1910 und 1951 verstorbenen
Persönlichkeiten aus Baden.
Insgesamt enthält der neue Band 185 Bio-

675


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