Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 435
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0435
Die Ermordung Erzbergers

Reiner Haehling von Lanzenauer

Matthias Erzbergers Lebensweg gleicht der Bahn eines Kometen. Zügig
arbeitet sich der mittellose Handwerkersohn hoch und höher bis ins Amt
eines machtvollen Reichsministers. Doch auf den Zenit folgen politischer
Sturz und gewaltsame Auslöschung: Fanatisierte Gewalttäter töten den
Abgeordneten während eines Waldspaziergangs nahe Bad Griesbach. Diese
Tat liegt jetzt 75 Jahre zurück - Anlaß für ein Gedenken.

Wurzeln

Geboren wurde Matthias Erzberger am 20. September 1875 in Buttenhausen
, einem Dorf in der rauhen Landschaft droben auf der Schwäbischen
Alb, ein paar Kilometer südlich von Münsingen. Sein Vater Josef Erzberger
war Schneidermeister und verdiente sich ein Zubrot als Briefträger.
Seine Mutter Katharina geb. Flad versorgte die große Familie, denn auf
den Sohn Matthias folgten bald fünf weitere Geschwister. Die Erzbergers
bewohnten ein bescheidenes Häuschen am Hange des Lautertals. Sie
gehörten zu den wenigen Katholiken am Orte, und so mußte der kleine
Matthias in der Kirche des benachbarten Dorfes Bichishausen getauft werden
. Nach einigen Jahren trat er in die Bichishausener Volksschule ein.
Seine außergewöhnliche Befähigung fiel auf, die Fortbildung zum Lehrerberuf
wurde empfohlen. Von 1889 bis 1894 besuchte er die Lehrerseminare
in Schwäbisch Gmünd und Saulgau. Sein scharfer Verstand und sein geradezu
phänomenales Gedächtnis trugen sicherlich dazu bei, daß er
während der ganzen Ausbildungszeit seine Kameraden eindeutig überflügelte
'. Vom Militärdienst blieb Erzberger verschont, da eine Überzahl von
Wehrpflichtigen zur Musterung anstand. So konnte er gleich nach dem
Lehrerexamen in den württembergischen Schuldienst treten, um in Marbach
, Göppingen und Stuttgart-Feuerbach zu wirken. Viel Neigung hat der
junge Praktikant seinem Lehramt schwerlich entgegengebracht, denn nach
zwei Jahren zog es ihn fort in die große Politik.

Schon während des Lehrerdaseins hatte Erzberger sich nebenher mit Finanzwissenschaft
, Wirtschaftsfragen und Soziallehre befaßt. Er suchte politische
Veranstaltungen auf, wo er beredt in die Diskussion eingriff. Seiner
Einstellung nach war Erzberger allzeit ein gläubiger, überzeugter Katholik.
Was lag da näher als der Beitritt zum Zentrum, jener zwischen rechts und
links angesiedelten Volkspartei, deren Anhänger der Katholizismus einte.

435


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0435