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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 178
(PDF, 127 MB)
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Er schuf auch in Straßburg das Portal des Kanzleigebäudes, das ebenfalls
eine gekrönte Maria mit Kind, umgeben von weltlichen Herrscherwappen
(denen der Stadt) und Symbolen himmlischer Macht (Kaiser Augustus mit
der Sybille - Ära coeli-Vision -) vorwies13. Daran sieht man, wie kunstbewußt
die Chorherren waren, wie sie auch kirchliche und weltliche Herrschaftssymbole
in der Kunst für ihre eigenen Zwecke als Vorbilder benutzt
haben.

Auch den Architekten der Kirche, Hans Hertwig von Bergzabern, wählten
sie sich sorgfältig aus. Er scheint in der Münsterbauhütte Straßburgs geschult
worden zu sein. Sein spätgotischer Stil weist Gemeinsamkeiten mit
verschiedenen elsässischen Kirchen auf.

Der Gesamtgrundriß der Lautenbacher Kirche (Abb. 4) zeigt ein ursprünglich
turmloses saalartiges Langhaus. Es hat einen schmäleren Chor und eine
seitliche Sakristei. Wegen dieser Sakristei ist der Chor der Kirche nach
Süden gerückt14. Diese Kirchenanlage wird in der Spätgotik meist für kleinere
Pfarr- und Wallfahrtskirchen verwendet. Der sehr lange vierjochige
Chor hat sein Gegenstück in elsässischen Kirchen, wie etwa in Alt-
St.-Peter in Straßburg, in der Klosterkirche Walburg im Elsaß (fast dieselben
Maße wie in Lautenbach) oder in der Stiftskirche der Markgrafen in
Baden-Baden sowie in derjenigen von Pforzheim13. Der sehr lange Chor ist
auch in dem Wunsch der Prämonstratenser begründet, nach einem 1469 im
Kloster Allerheiligen ausgebrochenen Brand, im lieblichen Lautenbach ansässig
zu werden. So konnten die damaligen 12 Chorherren im Chor genügend
Platz finden. Der Wechsel von Allerheiligen nach Lautenbach wurde
jedoch 1484 von den Chorherren in Premontre verboten16.

Im Innern der Wallfahrtskirche (Abb. 5) spiegelt sich auch die Spiritualität
der Prämonstratenser. Sie ließen ihre Kapelle in dem gotischen Stil bauen,
der aus den Chorhallenkirchen hervorgegangen ist und im 14. Jh. in der
Tradition der frühchristlichen Kirchen und unter dem Impuls der Predigerorden
eine große Verbreitung in Süddeutschland fand. Die Parier waren ihre
berühmtesten Bauhandwerker. Dieses Architekturideal war auch das der
Zisterzienser, die mit ihrer Ordensregel den Prämonstratensern am nächsten
standen17. So durfte es keinen Glockenturm - ein Zeichen für
Hochmut - geben. Der heutige Turm und der zweijochige Kirchenanbau
wurden erst Ende des 19. Jhs. im besten neugotischen Stil durch den Freiburger
Architekten Max Meckel erbaut18. Dort, wo sich die Westfassade
ursprünglich befand, sieht man einen stark profilierten Langhausbogen.
Der „büchsenartige" Hallenraum (Erwin Panofsky) beeindruckt durch seine
Einfachheit: es gibt keine Seitenschiffe, kein Querschiff, keine Seitenkapellen
. Das netzartige vierjochige Gewölbe wird nicht mehr durch Gurt-

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