http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0190
Abb. 11: Darstellung im Tempel
um 1515, Staatliche Kunsthalle,
Karlsruhe
donna nahe. Man bewundere den Naturalismus der Anatomie und den intensiven
Gesichtsausdruck Johannes des Täufers, dargestellt mit geöffnetem
, prophetischem Mund. Man nimmt die Monumentalität des gebauschten
Gewandes Mariens wahr, das sich vom Körper verselbständigt und von
tiefen Falten durchschnitten ist. Man erfährt dabei das dramatische Spiel
von Höhlungen und Fülle. Das Licht fällt zudem durch das hintere Fenster
des Chörleinschreins auf die Figuren, spielt mit deren Formen.
Die drei Bögen und das Rankenwerk des Schreines bestimmten dann das
Gesamtkonzept des Malers. Das sieht man an den drei Arkaden auf den
unteren Szenen der Flügel und an dem gotischen Rankenwerkmotiv derselben
Innenflügel. Auch entsprechen die Körperstellungen der beiden Kerzenträger
der unteren Szenen denen der beiden Johannesfiguren. So erzielte
der Maler einen Einheitlichkeitseffekt, der dem Ideal des damaligen
„Gesamtkunstwerkes" entspricht.
Der Maler (in der Kunstgeschichte benannt als „Meister der Lautenbacher
Hochaltarflügel) hat in der Schongauerschule seine erste Ausbildung er-
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