http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0272
ste. Höchstwahrscheinlich sind die beiden Büsten auf die zwei Wappen im
oberen Bildfeld zu beziehen, was zu der Annahme berechtigt, daß es sich
hierbei um die Wappen eines Ehepaares handelt, das aufgrund der Kopfbedeckungen
(Haube und Helm) dem Adel zugerechnet werden darf. Bei
dem vorderen Wappen mit der Kirchenfahne handelt es sich um dasjenige
der Pfalzgrafen von Tübingen und Grafen von Montfort, das hintere Wappen
mit drei Löwen könnte dasjenige der Truchsessen von Waldburg sein8.
Tatsächlich lassen sich Eheverbindungen zwischen den beiden Adelsfamilien
im 15. und 16. Jahrhundert nachweisen, und aufgrund der Ehe Konrads
IV. von Tübingen-Lichteneck (f 1569) mit Katharina von Waldburg
(* 1522)9 ergibt sich außerdem eine Erklärung für den Fundort dieser gotischen
Ofenplatte im ehemaligen Kloster Ettenheimmünster (im Boden
unter einem Küchenofen des Klosters), das in räumlicher Nähe zur Herrschaft
Lichteneck stand.
Die jüngsten Ofenplatten der Sammlung Parisei stammen aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Deren Bildreliefs sind folglich von der Kunst
und dem Zeitgeist des Biedermeier mit seinen stimmungsvollen Bildern aus
Natur und Landschaft und der kleinbürgerlichen Welt geprägt. Deutlich
kommt diese Geisteshaltung mit ihrem sentimentalen Anstrich z. B. auf der
Ofenplatte „Der Gärtner" (58 cm x 70 cm) (Abb. 18) zum Ausdruck, die um
das Jahr 1830 in der Gießerei „BUDERUS SOEHNE" hergestellt wurde.
Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der mit einer Hacke in seinem Blumen
- und Gemüsegarten arbeitet, in dem die beiden Kübelpflanzen offensichtlich
sein ganzer Stolz sind. Vor dem mit einem Lattenzaun eingefaßten
Garten wächst ein prächtiger Laubbaum, an dem mehrere Vögel vorbeifliegen
. Das Gesamtbild ist von einem Bordürenrahmen umgeben, dessen
Ecken jeweils mit einer großen Blumenblüte ausgeschmückt sind.
Anmerkungen:
1 Siehe dazu: E. Batzer, Katalog der eisernen Ofenplatten in den Städtischen Sammlungen
in Offenburg i. B., in: Oberrheinische Kunst, Jahrbuch der oberrheinischen Museen
, Jahrgang VII, 1936, S. 154-161.
2 Näheres dazu: K. H. von den Driesch, Handbuch der Ofen-, Kamin- und Takenplatten
im Rheinland, Köln 1990, S. 12ff.
3 ebd.
4 A. Kippenberger, Die Kunst der Ofenplatten. Düsseldorf 1973, S. 32.
5 vgl. K. H. von den Driesch, Handbuch S. 363.
6 A. Kassel. Plattenöfen und Ofenplatten im Elsass, 1903, S. 151.
7 vgl. K. H. von den Driesch, Handbuch . ... S. 454.
8 Mitteilung von Dr. John, GLA-Karlsruhe (6. 12. 1994).
9 vgl. Europäische Stammtafeln, NF Bd. V, 1988 (Tafeln 148 und 154),
hg. v. D. Schwennike.
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