http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0273
„Pianta Deila Citta Di Offenburg": eine zweite Ansicht
Offenburgs vor der Zerstörung 1689
Martin Ruch
Vorbemerkung
Ruthardt Oehme hatte in seiner großen „Geschichte der Kartographie des
Deutschen Südwestens"1 mehrmals darauf hingewiesen, wie viel unbekanntes
Bild- und Kartenmaterial noch in den in- und ausländischen Archiven
ruhe. Für seine wichtige Arbeit konnte er es „nur zu einem Teil" ausschöpfen2
, denn es sei nur sehr unvollständig erschlossen.
Betont hatte er auch die außerordentliche Bedeutung der Militärkartographie
im Oberrheingebiet, die hier eine regelrechte Blüte erlebte: vom 17.
Jahrhundert an war es schließlich Aufmarschfeld und Kampfzone für
Schweden, Franzosen, Reichsheer und andere Truppen3. Exakte Pläne,
Karten und Ansichten waren von größter Wichtigkeit. Dabei seien, so Oehme
, „die größeren Leistungen der straffer organisierten, besser durchgebildeten
französischen Militärkartographie zu verdanken"4.
Diese Bemerkung Oehmes gab den Anstoß, in einigen willkürlich ausgewählten
Kriegsarchiven nach bislang unbekannten Ansichten und Plänen
Offenburgs zu forschen und zusammen mit den bislang bekannten frühen
Bildern Offenburgs vor der Zerstörung des Jahres 1689 zusammenzutragen5
.
Phantasieansichten
Natürlich ist jene Ansicht von Offenburg in Sebastian Münsters Cosmogra-
phia von 1550 eine Fiktion. Münster sind zwar die ältesten gedruckten und
für die damalige Zeit sehr genauen Karten des Schwarzwaldes zu verdanken
. Dieser kleine Holzschnitt (Abb. 1) besitzt aber nur als Symbol eine
Bedeutung. Er steht als Zeichen für eine kleine Reichsstadt, wie sie Offenburg
damals war. Eine an der Realität orientierte Abbildung ist sie nicht:
Sie taucht an verschiedenen Stellen des berühmten Buches auf, dann jeweils
unter anderem Städtenamen, sie war also eindeutig ein Versatzstück.
Das gleiche läßt sich von der kleinen Silhouette (Abb. 2) sagen, die Daniel
Speckel in seiner Elsaßkarte 1567 mit Offenburg bezeichnet: Oberkirch,
Gengenbach, Zell und andere Städte sind genauso dargestellt6.
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