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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 303
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Im Jahr 1717 hat die Straßburger Krämerzunft ein Klageschreiben an den
königlichen Rat in Paris gesandt, weil Graf Johann Reinhart - ebenso wie
der Bischof von Straßburg in Zabern - Juden erlaubt hatte, offene Läden
zu haben. Im Gegenbericht des Grafen und Bischofs liest man: „ Von jeher
war es den Herren gestattet, gewissen Juden diese Gunst zu erweisen, damit
das Publico von ihrem Geschäftsgeist Nutzen zieht ...Es ist ungegründet
sie des Betruges zu beschuldigen; und sie anzuklagen schlechte Ware
zu verkaufen, sonst würde es nicht den Neid der (christlichen) Krämer erwecken
. "38

Auch die Amtsschaffner und die Bürgermeister waren der Meinung, den
Juden die Freiheit zu geben, offene Geschäfte zu haben. So schreibt 1783
der Amtsschreiber Bojan von Westhofen, nachdem David Israel um die
Eröffnung eines Kramladens gebeten hatte (Abb. 2): „Es wäre dem Publico
nützlicher wenn sothaner Jud die Krämerey treibet, denn das Vorgeben
von den supplicirenden Christen Krämern, dass die Juden schlechte War
halten ist unbegründet, indem solche bishero besser und auch in mehrerer
Gattung, als bey den Christen Krämern zu haben war. "39

In Pfaffenhofen wurde 1780 der Jude Zacharias Mayer sogar zum Meister
der Krämerzunft ernannt40.

Die Güter-, Getreide- und Weinhändler

Neben ihrer eigenen Wohnung, einem Garten und manchmal einem kleinen
Weinstock konnten die Juden der Grafschaft keinen Grund und Boden
besitzen. Hingegen war ihnen erlaubt, Güter zu kaufen und sie im laufenden
Jahr wieder zu verkaufen41. Schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts
liest man in den Contract Protocoll Büchern der verschiedenen Ämter über
Ankaufs- und Verkaufsverträge zwischen Juden und Christen, und zwar
von Häusern, Grundstücken oder Reben. Stiftungen wie Spitäler, Kirchen-
schaffnereien oder Klöster wählten Juden als Zwischenhändler für Ihre Geschäfte
. So hat zum Beispiel im Jahr 1659 ein gewisser Lazarus im Namen
der Jesuiten von Hagenau an Conrad Scheer aus Pfaffenhofen etliche
Grundstücke verkauft42.

Der Getreidehandel war für die Juden ein nicht geringes Einkommen. Wir
haben schon erwähnt, daß in den Schuldbekennungen oft die Rede von
Auszahlung in natura war. Außerdem kauften die reichen Handelsjuden
große Mengen Getreide der Fruchtverwaltung der Grafschaft ab: Hirtzel
Netter kauft 100 Virtel43 Weizen und ebensoviel Hafer für eine Summe
von 810 Gulden44. Jacob Reichshoffer und Abraham Lippmann kaufen

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