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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 346
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ordentlich ausweisen konnte, für einen Vaganten hielt und, offenbar vergebens
, sein Vorleben erforschen ließ. Pater Bernhardus ging 1675 krankheitshalber
weg (und starb 1696, wobei er als Reinhard Spindler ins Totenbuch
eingetragen wurde). Da war auch Ketterer schon gestorben, und Daniel
Deißler aus Oberwolfach war an seine Stelle getreten, der bis 1711
amtierte, aber dann aus irgendwelchen Gründen gehen mußte, wieder nach
Oberwolfach ging und dort sogar noch heiratete. Ihm folgte Michael Götz,
der 1729 starb. Nun bewarb sich Jacob Kutteruff aus Donaueschingen um
die Stelle, aber der Pfarrer und die Pfleger wollten sie nicht mehr besetzten
, „weilen wegen einem dergleichen Brueder denen Burgern und Untertanen
in dem ganzen revier herumb nicht nur eine besondere Beschwähr-
nus zuwachse, sondern auch der Wallfahrt selbsten wegen dem Überlauf
der so gar vilen Bettelmönch das sonsten gewohnliche Opfer an Butter,
Hüener etc. entzogen werde, der vielfältigen scandala, die sich dann und
wann auß dem Lebenswandel dergleichen sollbrüedern äußern, zu ge-
schweigen"15.

Also waren ungenannte, unbekannte „scandala" vorgekommen; und in der
Tat hat es den Anschein, daß nicht alle Eremiten ihrer Aufgabe auch gewachsen
waren. Zwar fielen ihnen ihre eigentlichen Dienste nicht besonders
schwer, nicht schwerer jedenfalls als anderen Kirchendienern, Küstern
oder Mesnern - um so mehr aber das Alleinsein, das Auf-sich-selbst-ge-
stellt-Sein, das sehr viel Selbstdisziplin verlangt. (Es hat seinen guten
Grund, daß in den alten Orden ein Mönch erst dann aus der Gemeinschaft
aussiedeln kann, wenn er sich in ihr bewährt hat.) An die Eremiten des 17.
und 18. Jahrhunderts wurden keine hohen Ansprüche gestellt; vielleicht
waren sie bei einem älteren Bruder in die Lehre gegangen, vielleicht einer
einschlägigen Bruderschaft oder dem franziskanischen Dritten Orden beigetreten
, aber das war's dann schon. Sie ergriffen diesen Beruf, wie sie irgendeinen
anderen ergriffen hätten, in dem sie vielleicht auch ehelos, arm
und gehorsam geblieben wären.

So kam es also, daß die Wolfacher keine Waldbrüder mehr sehen wollten,
sondern lieber weltliche Mesner einstellten; diese waren Weber oder
Schneider und übten weiterhin ihr Handwerk aus. Aber neben ihnen kamen
auch die geistlichen Eremiten wieder auf: ein Jacob Neff aus Wolfach, ein
Anton Wullich aus Neudingen, ein Fidelis Krausbeck wiederum aus Wolfach
. Und Bruder Fidelis, der ein gelernter Bäcker war und erst spät, mit
38 Jahren, Waldbruder wurde, bestätigte die Befürchtungen aufs ärgste. Er
ergab sich so sehr dem Trunk, „daß vielfältig Feuersgefahr zu besorgen"16;
vom Oberamt wurde „ihm der nötige Vorhalt getan, seine bisherige üble
Aufführung nachdrücklichst verwiesen und Strafe in Aussicht gestellt,
wenn er im Volltrinken fortfahre"17.

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