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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 364
(PDF, 127 MB)
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weisen dagegen eine gewisse Kontinuität auf. Trotz einiger erkennbarer
Grundzüge beim Einsatz von Hilfsmitteln (Sympathielehre, kosmologische
Ideen, Signaturenlehre u.a.) kann man nicht von einem logischen System
sprechen, eine unüberschaubare Vielfalt von kulturellen, sozialen, religiösen
, mentalen und psychologischen Faktoren spielen dabei mit hinein.

Ausschließlich mit christlichen Inhalten verknüpft - nicht eingesetzt! -
sind dagegen die Devotionalien. Nach Kriss-Rettenbeck3 sind Devotionalien
„Kunst- und Naturdinge, mit denen sich Wissen und Erlebnis von
Frömmigkeit und Andacht verbinden. Sie können erkennbar oder auch nur
intentional im Wissen und Fühlen des Benutzers auf heilige Personen. Orte
und Zeiten bezogen sein. Konventionell werden meist kleinformatige Gegenstände
mit Devotionale bezeichnet." Diese Objekte dienen zur Vergegenwärtigung
, zur Sicht- und Greifbarmachung des Transzendenten; die
Hoffnung auf das Versprechen heilsamen Eingreifens, das von dort erwartet
wird, soll sinnlich erfaßbar und materiell unterstützt werden. Die Wallfahrtsandenken
bringen in den Alltag die am jeweiligen Ort erworbene Sa-
kralität mit und nicht zuletzt sind sie eine handgreifliche Erinnerung an einen
meist gerne vollzogenen Ausbruch aus der alltäglichen Routine. Daneben
- von der Kirche eher in den Vordergrund gestellt - können all diese
Sacra die Andacht und Religiosität unterstützen. Die christlichen Zeichen
und Objekte stellen den gesamten Lebensbereich - vom Bildstock auf den
Feldern über dem Benediktuspfennig im Stall bis zum Christusmonogramm
auf dem Ehebett - unter den Schutz des Numinosen.

Ihre Wirkmächtigkeit wurde offiziell auf eine kirchliche Segnung oder einen
direkten Kontakt zu heiligen Orten, Personen oder Gegenständen (so
die meisten Wallfahrtsandenken, die am Gnadenbild angerührt werden)
zurückgeführt. Tatsächlich dürften aber auch die jeweiligen Darstellungen
und Inhalte für die Benutzer sehr bedeutsam gewesen sein. Ihre vielfältige
Anwendung demonstriert eine Gebrauchsanweisung für Kleindevotionalien4
: „Zum ersten in Feuers-Nöthe, deren einer in das Feuer geworfen,
dann die vilfältige Erfahrung und Gebrauch habens erwiesen, daß die
Brunst oder das Feuer also bald nachgelassen und weiters nicht kommen.
Zum andern werden solche zusammen gelegt und in ein Agnus Dei eingemacht
, andächtiglich bey sich am Hals getragen für Plitz, Donner und Un-
gewitter. Zum dritten werden sie auch zur Zeit der grassierenden Seuch,
der Pestilenz, hin und wider an die Thüren angehefftet vor allen bösen
Lufft. Zum vierdten werden sie an den Stuben- und Cammerthüren angehefftet
wider allerley Zauberey und Teuffels-Gespänster, dann dem Teuffel
all sein Macht geschwächt und gehindert wird, wo dieser Zettel ist. Zum
fünfften pflegt mans absonderlich innerhalb an die Bethstatt zu machen,
unb Verhüttung, daß man nicht etwan durch teufflische böse Leuth die Un-

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