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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 369
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Kapsel. Hier werden das 17./18. Jh. bzw. die 2. Hälfte des 18. Jh. als Datierung
angegeben19. Letzteres möchte ich aus stilistischen Gründen auch für
unsere Kapsel vorschlagen.

2. Johannesevangelium (Kat. Nr. 2d)

Die in der Kapsel befindlichen 10 bräunlichen Papierschnitzel lassen sich
zu dem Rest eines beidseitig bedruckten Zettels zusammensetzen. Unter
einer lateinischen Überschrift (+ S. Iohannis Evangelium...) steht in
Deutsch der Beginn des Johannesevangeliums (Joh 1,1-12). Die Identifizierung
Gottes mit dem Logos (Im Anfang war das Wort, und das Wort
war bei Gott, und das Wort war bei Gott. Joh 1,1) am Beginn des Johannesevangeliums
hat wegen der Kraft, die dem Wort im Heil- und Zauberwesen
zugeschrieben wurde, wahrscheinlich zu seiner Beliebtheit im Magie-
und Segensbereich geführt. Schon für die Spätantike ist durch Augustinus
überliefert, daß das Johannesevangelium als Heilmittel auf den Kopf gelegt
oder zur Hexenabwehr benutzt wurde. Auf der Synode von Seligenstadt
1023 erließ man Verordnungen gegen den magischen Gebrauch des
Evangeliums. Die Eingangsverse in deutscher oder lateinischer Sprache
finden sich häufig auf Segenszetteln, Glückseligen Hauskreuz-Drucken,
Breverln o.ä. Auch das Titelblatt einer Ausgabe des Romanus-Büchlein
von der Jahrhundertwende ziert Johannes der Täufer20. Das Johannesevangelium
sollte als Amulettzettel gegen Kopf- und Zahnschmerzen, Fieber,
böse Geister und Hexen helfen, eine große Rolle spielte es im Bereich der
Unwetterabwehr21.

3. Krebsaugen (Kat. Nr. 2c)

In der Kapsel lagen auch noch 12 weiße Halbkugeln, die als Krebsaugen22
bezeichnet werden (Abb. 2). Dies sind gipsweiße, halbkugelförmige Kalkgebilde
mit einer Vertiefung an der Flachseite. Sie finden sich eingelagert
in den Aussackungen des Kaumagens der Flußkrebse. Ihr augenähnliches
Aussehen führte im Sinne der Signaturenlehre zum Einsatz bei Augenleiden
; noch an der Jahrhundertwende war es üblich, sie in den Bindehautsack
zu legen, um einen im Auge befindlichen Fremdkörper herauszulösen.
Der Glaube, daß Ähnliches sich mit Ähnlichem heilen ließe, führte zum
Einsatz in pulverisierter Form gegen Steinleiden. Dem Vieh wurde das Pulver
gegen ,innere Hitze' verabreicht23. Daneben verwendete man die
Krebsaugen auch als glücksbringendes Amulett. Dazu waren sie häufig als
Dreipaß gefaßt oder in Büchschen eingelagert, die man an einer Kette oder
am Rosenkranz einhängen konnte. Für ihre Beliebtheit zeugt die Bemer-

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