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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 393
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0393
Unsere Reisegesellschaft war im Gasthof ,Krone' untergekommen. Die
Gästeliste im ,Badwochenblatt' verzeichnete die Durchreisenden drei Tage
später, als man schon längst weitergefahren war: „Hr. Brandt aus Berlin.
Hr. Waager [!], Doctor der Phil, von da. [...] Hr. Schinkel, geh. Oberbaurat
aus Berlin." Kerll wurde merkwürdigerweise nicht gemeldet7.

Die bis 1880 existierende ,Krone' befand sich in der Altstadt, Hauptstraße
17 (heute: Lange Straße 13). Der damalige Wirt Engelbert Kist soll seine
Räumlichkeiten vor allem an Langzeitgäste - höhere Herrschaften vermietet
haben, die neben einem Schlafraum auch Zimmer für das Gefolge und
vor allem einen Salon zum repräsentativen Empfang benötigten8. Gerade
dazu hatten unsere vier Herren jedoch überhaupt keine Zeit.

„Nach kurzer Toilette machen wir uns auf den Weg, zuerst nach dem
sogenannten Neuen Schlosse, welches hoch oben, dicht über der
Stadt liegt. Man steigt in der Stadt viele Treppen durch Gartenanlagen
in die Höhe, um dahin zu gelangen. Das Schloß selbst ist roh
aus dem 17. Jahrhundert, in seinen Kellern sind Spuren römischer
Bäder ohne Bedeutung, aber dann noch die schrecklichen Gefängnisse
und Sitzungssäle des Femegerichts, mit vielen dicken, steinernen
Türen geschlossen, die sich trotz ihrer Schwere von mehreren 10
Zentnern doch ziemlich leicht in starken Zapfen und Pfannen drehen
. Tiefe Löcher, wohinein die Gerichteten fielen, und andere Anstaltenfür
Martern, deren Spuren man noch sieht, machen diese tiefen
Gemächer höchst schauerlich."

Schinkel beschreibt hier unter anderem eine ehemals in Baden-Baden
berühmte Sehenswürdigkeit, die der Öffentlichkeit heutzutage schon seit
Jahrzehnten nicht mehr zugänglich ist. Bereits Johann Ludwig Klüber
(1762-1837) hatte in seiner Stadtbeschreibung von 1807 darauf aufmerksam
gemacht, daß im Untergeschoß des Neuen Schlosses „[...] unterirdische
Gänge und Gemächer [...] jetzt sehenswürdig gezeigt, und häufig besucht
werden"9. Gleichzeitig hatte Klüber die seinerzeit schon geläufigen
Geschichten von Folterkammern und geheimen Richtplätzen ausdrücklich
ins Reich des Aberglaubens verwiesen. Das hinderte den Führer unserer
kleinen Reisegruppe aber offenbar nicht daran, den damals so empfindungssüchtigen
Zeitgenossen weiterhin zu wohligen Gruselschauern zu
verhelfen. Das System der Geheimgänge und jene gewaltigen Steintüren,
deren Mechanismus Schinkel besonders interessierte, sind in ihrer ursprünglichen
Bedeutung bis heute nicht vollständig geklärt10.

[>] „ Wir waren froh, wieder ans Tageslicht zu kommen, welches in
einem selten schönen Abend und in einer höchst reizenden Gegend

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