Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 456
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0456
um die Freiheit in entschieden demokratischem Sinne, wie das Beispiel
von Daniel Voelcker zeigt, der im Juni 1849 sogar in den Verdacht der
Konterrevolution geriet und ein Hauptopfer des revolutionären Exekutionszuges
nach Lahr werden sollte29.

Aber es muß auf demokratischer Seite einen entschiedenen Widerwillen
gegen die Vereinnahmung der Spenden- und Sympathieaktion durch Gewerbe
- und Handelsinteressen gegeben haben. Der Kürschner Leonhard
Roos, der 1849 Vorsitzender des Lahrer Volksvereines werden und am Ende
der Revolution als einer der Hauptbelasteten dastehen sollte, versah seinen
Spendeneintrag von 2 Gulden mit einem Text, der Protest und Bekenntnis
zugleich sein wollte:

„Nicht wegen Taback30 & Cichorien31, nicht wegen Leder32 & Leinwand33,
Nur wegen der Freiheit allein, biet ich den Schweizern die Hand."

Es gab also unter den Lahrer Spendern und Unterzeichnern mindestens eine
Gruppe, die wie die Offenburger die Aktion eindeutig als politische Parteinahme
im Sinne der anzustrebenden Demokratisierung verstanden. Aber
es gab in Lahr auf der anderen Seite auch eine bereits ältere Tradition des
konstitutionellen Liberalismus, der für „gemäßigtes" Vorgehen in tagespolitischen
Fragen war, und es gab in Lahr auch eine Tendenz - vielleicht
vornehmlich aus Rücksicht auf einen möglichst ungestörten Fortgang von
Gewerbe, Industrie und Handel -, eine Festlegung auf eine bestimmte politische
Richtung möglichst zu vermeiden. Ist nicht die Bestimmung der
Lahrer Spendenaktion vom 3. Dezember 1847 dafür symptomatisch: „Der
Ertrag dieser Sammlung soll einer dortigen Hülfskasse mit dem ausdrücklichen
Bemerken zugewiesen werden, daß er an Unglückliche obiger Art
ohne Ansehen der Partei oder politischen Richtung verteilt werden möge"?

Im Grunde ist in den Lahrer Adressen von 1847 bereits die Problematik
des Lahrer Verhaltens in der Revolution von 1848/49 vorweggenommen:
Auf der einen Seite entschieden demokratisches Engagement, das hier nur
mit Stichworten wie Volksverein, Arbeiterverein, radikale Zeitung
„Schutterbote" angedeutet werden kann, auf der anderen die starke Partei
der gemäßigten „Konstitutionellen" mit der schließlichen „Gegenrevolution
" in den letzten Juniwochen von 1849.

Zum Schlüsse noch eine grundsätzliche Überlegung: Vier Orte der Ortenau
haben 1847 Stellung genommen zum Schweizer Sonderbundkrieg. Wo
bleiben die anderen? Reichte in ihnen die Anhängerschaft und die
Führungskraft der örtlichen Häupter des „Fortschritts" nicht zu einem Engagement
aus?

456


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0456