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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 490
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mer des Gasthauses „Zum Kreuz" in Ottersdorf das Judenhetzlied „Von der
Sau und dem Juden" anzustimmen, um einige Rastatter Juden, die in der
Gaststube saßen, zu verhöhnen19.

In seinen 1904 erschienenen Tagebuchblättern „Sommerfahrten" beschrieb
Hansjakob ausführlich die in Endingen am Kaiserstuhl 1462 angeblich verübten
jüdischen Ritualmorde an zwei kleinen Kindern20, obwohl bereits
1882 der angesehene Bischof von Fulda, Georg Kopp (1837-1914) wissenschaftlich
nachgewiesen hatte, „daß die Annahme, es könnte von Juden
Christenblut zu rituellen Zwecken jemals gebraucht worden sein, weder
durch die jüdische Religion noch durch die Geschichte zu begründen ist
und daß eine derartige Beschuldigung, auf welche Voraussetzungen immer
sie gestützt werden möge, als eine frevelhafte Unwahrheit bezeichnet werden
muß."21

„ Ich bin ausgesprochener Antisemit..."

Das „Freiburger Tagblatt" dokumentierte 1892 Hansjakobs antisemitische
Haltung in einem Leserbrief22, den er an eine Gruppe Augsburger Damen
gerichtet hatte. Diese sammelten von Schriftstellern Autographen, um sie
zu verkaufen. Vom Erlös wollten sie notleidenden russischen Juden helfen.
Auch Hansjakob wurde von ihnen um einen Autographen gebeten. Er reagierte
jedoch in einem öffentlichen Brief ablehnend und schrieb: „Ich bin
ein ausgesprochener Antisemit und der Ansicht, daß unsere Juden, die
Geld in Hülle und Fülle haben, ihre russischen Brüder selbst unterstützen
sollen . . . Wenn sie aber bedenken, daß ein jüdischer Bankier ä la Rothschild
in Wien, Paris oder London allein im Stande wäre, den armen russischen
Juden zu helfen, so dürfen sie es begreifen, warum ich es für nicht
nötig halte, daß wir arme Christen es tun." Beifall erhielt Hansjakob von
dem bösartigen antisemitischen Nachschlagewerk „Sigella Veri", welches
Hansjakobs Leserbrief wörtlich zitierte und beifällig kommentierte23.

1901 schrieb Hansjakob an den sächsischen Reichstagsabgeordneten und
Antisemiten Heinrich Emil Gräfe: „Ich freue mich, auch in Ihnen einen
Gesinnungsgenossen gefunden zu haben. Daß Sie auch Antisemit sind,
freut mich doppelt. Ich sage immer und immer wieder: Wer in unseren Tagen
nicht Antisemit ist, ist entweder ein Esel oder von den Juden abhängig
."24 Der hessische Schriftsteller Alfred Bock (1859-1932)24, der 1906
Hansjakob in Freiburg besuchte, notierte entsetzt in seinem Tagebuch:
„Hansjakob haßt die Juden aufs unglaublichste. Seiner Ansicht nach hat
auch der Franzose Dreyfus25 ein Verbrechen begangen. Der Kassationshof
(das oberste französische Berufungsgericht) besteht nach Hansjakobs Mei-

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