Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 534
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Einen nicht weniger heiteren Hintergrund enthält die folgende Anekdote,
bei der die SS dem bereits genannten Triberger Offizier zur Fahrt mit dem
Auto in die Wallfahrtskirche in Triberg verhalf. Eine wohl einmalige Geschichte
! Im Hotel „Wehrle", das beschlagnahmt war, befand sich im Eckzimmer
des 1. Obergeschosses das Büro des „I a" Himmlers, im Erdgeschoß
, in den Speiseräumen sah man die SS-Oberen sitzen und Zigarren
rauchen. Der Offizier, ein gebürtiger Triberger, der im Januar 1945 verwundet
im Lazarett Hotel „Löwen" war, von Dr. Theo Wilhelm betreut
wurde und große Freiheit genoß, nützte seine Position in aller Selbstsicherheit
und Selbstverständlichkeit zu seinen Gunsten. Er betrat das Hotel
„Wehrle" mit Schleppsäbel und Feldbinde, grüßte die sechs Mann Bewachung
militärisch, die rangmäßig unter ihm standen und ihn festhalten
wollten, trug ihnen sein Anliegen vor, mit Himmlers erstem Mann sprechen
zu dürfen, und wurde von einem der Wachhabenden bei diesem angemeldet
, nachdem er seine Pistole (Mauser 7,5) abgegeben hatte. Nach artigem
Anklopfen ertönte von drinnen das „Herein!" Der Offizier betrat das
Dienstzimmer des "I a" Himmlers, eines Mannes in Uniform mit lila oder
roten Streifen, was anzeigte, daß er zur obersten Heeresleitung gehörte, er
machte auch keinen unsympathischen Eindruck („Ich hab's Männle
g'macht", die Ausdrucksweise für militärisches Grüßen) stellte sich vor,
äußerte sein Anliegen, er benötige für die Fahrt zur Trauung in der Wallfahrtskirche
in Triberg noch Treibstoff, ein Auto könne er sich leihen. Der
„I a", offensichtlich mit einer ganz und gar ungewohnten Situation konfrontiert
, trat in die Ecke des Zimmers, hielt die Hände auf dem Rücken
und sah minutenlang schweigend auf den Marktplatz hinunter. Der Bittsteller
machte sich in dieser Zeit auf alles gefaßt, vom Rausschmiß bis zur
Festnahme wegen dieser Dreistigkeit. Der „I a" mußte erst mit sich selbst
ins Reine kommen. Dann bat er ihn, Platz zu nehmen, erkundigte sich nach
seinem Aufenthalt im Lazarett, wollte den Ort wissen, wo er verwundet
wurde, und fragte ihn schließlich, ob er einen Kognak trinke. Die unglaubliche
Antwort des Tribergers: „Wenn es ein guter französischer ist!" Sie
tranken miteinander einen Hennessy. Die Sache klappte. Der „I a" veran-
laßte alles, SS-Angehörige brachten in einem Kanister den Treibstoff, sogar
Zigaretten und Wein.

Die Frage nach dem Namen dieses „I a" ist nicht eindeutig zu beantworten,
der Informant erinnert sich nicht mehr an ihn, die erreichbaren Akten nennen
ihn nicht, doch die „Termine des Reichsführers-SS" führen bei ungewöhnlich
vielen Gelegenheiten den SS-Gruppenführer Ostendorff auf, der
im Rang eines Generalleutnants stand, daß kaum ein anderer in Frage
kommt. Allzuhäufig beginnt der Tag mit diesem in Verbindung mit „Vortrag
" und „Lage", oder er endet mit ihm. Dafür spricht auch seine vorherige
Verwendung an der Ostfront und an der Invasionsfront, seine Einsatzbe-

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