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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 535
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reitschaft, die ihm eine schwere Verwundung eintrug?6 Warum er aber mit
seiner großen Kriegserfahrung auf Himmlers „kindliche Befehle" nicht erkennbar
größeren Einfluß nahm, ist nicht zu ergründen.

Abends fanden im Hotel „Wehrle" öfters Tanzgesellschaften statt, zu denen
Triberger Frauen eingeladen waren, die manchmal auch massiv belästigt
wurden; gelegentlich waren es auch große Gelage, wobei reichlich Wein
floß. SS-Leute plünderten den gesamten Weinvorrat der Wirtin des Hotel
„Wehrle". An einem ausgelassenen Abend floß sogar Wein auf dem Boden
daher. Doch die Wirtin fürchete sich vor den Männern nicht und sagte ihnen
daraufhin „alle Schand". Daß Himmler, der Moralhüter, Spießer und
Pedant persönlich daran Freude gehabt und teilgenommen hätte, ist unwahrscheinlich
, jedenfalls wußte kein Informant davon. In seiner Anwesenheit
wäre dies kaum geschehen.

Nach ihrem Wegzug äußerte sich die Hotelbesitzerin recht derb: „Da haben
diese Schweine mir den Weinkeller total leergesoffen." Wenn es wahr
ist, was erzählt wurde, daß sie abgezogen seien wie eine Besatzungsmacht
und auch die Schulden nicht beglichen hätten, ist ihre Bitterkeit mehr als
verständlich.

Im Hotel „Bachjörg" logierten der Fahrer Himmlers und weitere SS-Leute,
die am Bahnhof stationiert waren. Ihre Autos und Verpflegungswagen waren
im Garagengebäude des Sägewerks Carl Finkbeiner untergestellt. Was
sie zum Essen und für die Weihnachtsfeier brauchten, brachten sie mit.
„Sie kamen, wie halt Soldaten kommen, ob man sie will oder nicht. "

Das Versorgungslager für die ganze Mannschaft war im Keller (den Lagerräumen
) der späteren Firma Lindemer untergebracht.

Der Witz

Die Opposition gegen eine Diktatur macht sich in tausend Ventilen Luft,
eines davon ist der Flüsterwitz. Wenigstens für Sekunden darf man mächtiger
als der Mächtigste sein, indem man dessen „Unzulänglichkeiten"57
bloßstellt, wenn auch nur in engstem Kreis. Hämisch lachten wir in der
Küche, als uns ein ehemaliger Frontsoldat erzählte, die Triberger hätten
jetzt ihr Großhaldetunnel, kurz „Haldentunnel" genannt, für Himmler in
„Heldentunnel" umbenannt. Der Austausch eines einzigen Vokals, das einfachste
Wortspiel genügte unter dem unerträglichen Druck, um eine Lachsalve
zu erzeugen und dadurch seine Meinung über die Nazigrößen unmißverständlich
zum Ausdruck bringen zu können. Bei den Recherchen

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