Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 544
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0544
1944 in Richtung Schwarzwald evakuiert wurden, nahmen sie auch den
größten Teil ihrer Fremdarbeiter mit. Einige setzten sich unterwegs ab und
fanden anderswo Arbeit: Sie erlebten das Kriegsende in Kornwestheim,
Freudenstadt und Schramberg.

Ende März und Anfang April 1945 hatten Kolonial-Verbände der 1. Französischen
Armee zwischen Germersheim und Leopoldshafen den Rhein
überquert und am 4. April Karlsruhe eingenommen. Von dort marschierte
ein Keil nach Stuttgart, während ein zweiter in der Rheinebene nach Süden
vorrückte24. Hier versuchte auf der deutschen Seite die 19. Armee die
Schwarzwaldstellungen zu halten. Ihre zusammengewürfelten Verbände
waren von den Abwehrschlachten im Westen stark angeschlagen25 und
völlig abgekämpft26. Die dezimierten, schlecht bewaffneten und kaum
noch motivierten deutschen Truppen konnten nur noch hinhaltenden Widerstand
leisten und allenfalls versuchen, beim Rückzug in den Schwarzwald
Zeit zu gewinnen. Die befohlene „hartnäckige" Verteidigung der Stellungen
„bis zum letzten Mann blieb unter diesen Umständen ein Traum der
Armeeführung27.

Bei der Reichsbahn in Kornwestheim, wohin es Herman Hagg und einige
andere aus Offenburg verschlagen hatte, leerten sich die Werkstätten Anfang
April28. Seit Ende März befand sich die US-Armee von Norden her
auf dem Vormarsch nach Stuttgart, war allerdings vor Heilbronn auf Widerstand
gestoßen. Dagegen gelang es den französischen Einheiten, die
nach der Einnahme von Karlsruhe auf Stuttgart vorgerückt waren, am
8. April Pforzheim und den Neckar-Enz-Bogen einzunehmen. Damit standen
sie nur noch 20 Kilometer vor der württembergischen Hauptstadt29.
Die Alarmsirenen heulten seit Wochen fast ununterbrochen. Ende März
hatte die Reichsbahn begonnen, die Einrichtung ihrer Ausländerlager in
Kornwestheim in Eisenbahnwaggons zu verladen. Am Ostermontag, den
2. April, kündigte eine Sondersendung des Rundfunks die Räumung verschiedener
Orte an.

Am folgenden Tag kam der Befehl, die Maschinen der Reichsbahnanlagen
zu demontieren und auf Güterwagen zu laden. Die Lokomotiven waren
über Nacht verschwunden. In den Lagern verbreitete sich das Gerücht,
daß die Ausländer demnächst abtransportiert würden. Herman Hagg beschreibt
seine letzten Tage in Deutschland: „Allmählich merkten und hörten
wir, daß die Front immer näher kam. Am 8. April 1945 durften die
Franzosen, wir am 9. April abreisen. Die Werkstätten waren fast leer, die
Lokomotiven waren fort. Wir bekamen einen Passierschein bis zur Grenze
. Da es nicht möglich war, nach Norden zu reisen, entschlossen wir uns,
in die Schweiz zu fahren. Über Stuttgart und Lindau kamen wir nach Bre-

544


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0544