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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 546
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0546
Nach der Einnahme von Freudenstadt stieß die französische Armee mit
zwei Flügeln über Rottweil und Schramberg nach Schaffhausen vor und
nahm am 20. April Schramberg ein32. Dort arbeiteten seit Dezember 1944
zwei Holländer, die es ebenfalls aus Offenburg in den Schwarzwald verschlagen
hatte. „Die Aufnahme durch die französischen Truppen und
Behörden, besonders die Haltung der französischen Öffentlichkeit, war für
mich ein unvergeßliches Erlebnis", erinnert sich Pieter Hendriks an diese
Tage33. Mit den Deutschen dagegen hatten sie in Offenburg schlechte Erfahrungen
gemacht. Sie waren vom Arbeitsamt an Stahlbau Müller vermittelt
worden, einen Rüstungsbetrieb, der unter anderem Teile für das V-Waffen
-Programm der Wehrmacht produzierte. Wiederholte Zusammenstöße
mit Vorarbeitern, Meistern und der Betriebsleitung hatten sie im Frühjahr
1944 zu einem Fluchtversuch veranlaßt, der jedoch gescheitert war. Daraufhin
hatte sie die Gestapo für drei Monate in ein Arbeitserziehungslager
gesteckt, wo sie unter Verhältnissen vegetierten, die weit schlimmer als die
in einem Konzentrationslager waren. Zwar waren sie zu ihrer früheren Arbeitsstelle
entlassen, dort aber noch wochenlang auf Veranlassung der nazistischen
Betriebsleitung schikaniert worden. Dafür wollten sie sich nach
der Befreiung revanchieren, wie Franz Fesevur erzählt: „Als die Franzosen
am 20. April 1945 einrückten, beschlagnahmten wir beim Polizeiposten
nebenan Fahrräder und fuhren nach Offenburg. In der Kaserne in der
Weingartenstraße trafen wir einige Kameraden, darunter ehemalige Kriegsgefangene
, die wie wir bei Müller gearbeitet hatten. Sie waren wieder bewaffnet
. Wir verabredeten, am nächsten Morgen einige Leute zu suchen,
mit denen wir abrechnen oder die wir festnehmen wollten [. . .]. Die Offiziere
hatten uns gesagt, daß wir noch einige Tage oder gar Wochen auf den
Transport nach Hause warten müßten. Aber am nächsten Tag, als wir uns
versammelten, um in die Stadt zu gehen, boten sie uns an, mit einigen
Lastwagen, die Versorgungsgüter transportierten, innerhalb einer halben
Stunde nach Frankreich abzureisen. Da gab es kein halten mehr, vor allem
für die Franzosen nicht - kurze Zeit später fuhren wir nach Frankreich."34

3. Repatriierung

Das Grenzschutzkommando der Schweiz hatte seit Wochen den Rückzug
der deutschen Truppen und deren Abwehrgefechte entlang der Grenze zwischen
Riehen und Schaffhausen mit Sorge beobachtet. Die Schweizer
Behörden wußten kaum wohin mit den Flüchtlingen, die seit Anfang April
über die Grenze nach Süden in Richtung Schweiz drängten. Ausländische
Zwangsarbeiter, die in diesen Tagen von ihren Betrieben zu tausenden freigelassen
wurden, deutsche Zivilisten aus den umkämpften Gebieten des
südlichen Schwarzwalds und versprengte, des sinnlosen Kampfes über-

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