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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 588
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Bereits Karl Müller hat in seiner Geschichte des badischen Weinbaus einen
Bezug zur Siedlungsgeschichte hergestellt. Die Kinzig war in prähistorischer
Zeit entlang der Vorbergzone geflossen und hatte Bäche und Nebenflüsse
des Schwarzwaldes aufgenommen. Der Zugang zum Renchtal war
durch versumpftes und häufig überschwemmtes Gelände erheblich erschwert8
. Im Unterschied zum Kinzigtal bot das Renchtal keine Möglichkeit
zur Überquerung des Schwarzwaldes. Es ist kein Zufall, daß die Besie-
delung des Tales seit karolingischer Zeit von dem am Rande des
Renchtrichters befindlichen und in hochwassergeschützter Lage befindlichen
Nußbacher Hof erfolgte, dessen Villikationsverband sich in das Tal
hineinschob9.

Zum Übergang zum Weinbau bedurfte es mehrerer Voraussetzungen.
Zunächst mußten genügend Arbeitskräfte vorhanden sein, da die Arbeit in
den Reben sehr aufwendig war. Es ist kein Zufall, daß mit dem Ende der
Villikationsverfassung, der Verdorfung und schließlich der Ausbildung
städtischer Zentren die siedlungsgeografischen Voraussetzungen zum
Übergang zum Weinbau gegeben waren. Oberkirch, 1225 als „civitas" bezeichnet
, erscheint 1246 als befestigte Stadt, 1303 als „Marktstadt" und erhält
1326 die Stadtrechte verbrieft10. Mit der Stadtentwicklung waren für
den Weinbau noch weitere Voraussetzungen erfüllt. Es konnte eine Nachfrage
nach größeren Mengen Wein entstehen, gleichzeitig wurde der Weinbau
durch den städtischen Handel begünstigt. Nicht zuletzt mußte es einen
gewissen Zwang geben, daß die Grundherren zu neuen Wirtschaftsformen
übergingen. Im Falle des Klosters Allerheiligen läßt sich dieser Zwang
leicht nachvollziehen. Die Grundausstattung des Klosters bei seiner Gründung
, das Dotationsgut, reichte nicht aus, um die vielfältigen Aufgaben zu
erfüllen. Allerheiligen sah sich nicht nur gezwungen, durch eine intensive
Erwerbspolitik seine materielle Besitzgrundlage zu verbreitern, sondern
steigerte den Ertrag seiner Güter durch Ausdehnung des Weinbaus11.

Die spätmittelalterliche Wirtschaftskrise, die durch das Aufkommen der
Geldwirtschaft ausgelöst wurde, zwang die burgsässigen Ministerialengeschlechter
zu erheblichen Verkäufen12, um den Geldbedarf zu befriedigen.
Die Adelsgeschlechter im Renchtal, die wirtschaftlich überleben wollten,
mußten ihre Erträgnisse steigern. Das war hauptsächlich der Impuls für die
Schauenburger, Staufenberger und Neuensteiner, sich dem Weinbau zu
widmen. Im Unterschied zu den Weingärten des Hochmittelalters entstanden
im Renchtal auf Rodungsland Rebhöfe, deren betriebliche Organisation
rationell auf die Notwendigkeiten der Ökonomie ausgerichtet waren.

Die natürlichen Voraussetzungen für Weinbau erwiesen sich als außergewöhnlich
günstig. Die Jahresmitteltemperatur in Oberkirch beträgt 9,7°, im

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