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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 605
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Die stetig steigenden Erntemengen lassen sich sicher auf den Rebenneuaufbau
nach dem 30jährigen Krieg zurückführen und sind nicht zuletzt
das Verdienst Grimmelshausens. Er hatte dafür zu sorgen, daß die Keltern
in einem baulich guten Zustand waren, Reparaturen auf den Rebhöfen
rechtzeitig vorgenommen wurden. Für den Zustand der Rebkulturen war es
wichtig, daß den Rebleuten bei der Düngung der Weinberge durch Zuschüsse
aus der grundherrschaftlichen Kasse geholfen wurde, daß die Rebstecken
regelmäßig erneuert wurden und daß die Rebarbeiten pünktlich
verrichtet wurden. So trug die Herrschaft die Kosten für die Lese. Außerdem
lieferte sie den Rebleuten die Brotfrucht, die bei der Gesamtabrechnung
bezahlt werden mußte.

So hatte Hans Maisch „im dhiergarden" (Tiergarten) 1660 insgesamt 11
Viertel und 3 Sester Brotfrucht im Wert von 23 Gulden erhalten, im Oktober
und November noch einmal Getreide für 4 fl. Er hatte 12 fl. 5 sch.
und bei Ablieferung des Herbstes noch einmal 1 fl. und 5 sch. Vorschuß
erhalten. Er hatte 26 Ohm Wein erzeugt, jeweils ein halbes Ohm behielt
er für sich, ein halbes Ohm ging an die Herrschaft. Da die Rebhöfe im
Halbbau betrieben wurden, ging die Hälfte des Ertrags an die Herrschaft
und die andere Hälfte an den Winzer. Dem Winzer wurden für I2V2
Weißwein 13 fl. 8 sch. gutgeschrieben, für ein halbes Ohm Rotwein
5 sch. 11 Pfennige. Für das Tragen von „Grund" erhielt der Rebmann
10 fl., außerdem ersetzte die Herrschaft ihm die Hälfte des Wertes der angeschafften
1200 Rebstecken und der 200 Bund Stroh. Der Rebmann
Maisch hatte freilich noch alte Schulden in Höhe von 61 fl. und 5 sch.
Nach der Endabrechnung 1660 waren sie auf 72 fl. 9 sch. angewachsen:
Wie Maisch hatten die meisten schauenburgischen Rebleute bei ihrer
Herrschaft Schulden86. Es war sicherlich für Grimmelshausen nicht
leicht, mit Bauern zu verkehren, deren Schulden am Ende eines Wirtschaftsjahres
trotz harter Arbeit weiter angewachsen waren. In seinem
literarischen Werk wie beispielsweise im Satyrischen Pilgram bezeugt
Grimmelshausen durchaus Verständnis für die Situation der Bauern: . . .
Kombt ein Krieg so kompt zugleich ein aller schrecklichste Pest / denn da
wollen nicht nur allein die Landsknecht seine Söhn seyn / sondern sie
nehmen Ihme auch offt hinweg /all das jenig/was Er sein Lebtag mit
Saurer Mühe und Arbeit erobert / und vor sich gebracht hat; Bald bricht
Ihme der Bach auß/und zerreißt Ihme seine Güter oder gar das
Haus / Baldt kompt das Unthier und theilt sein Viehe mit Ihme / oder
kömbt sonst ein Unglück / daß Ihme kein Haar davon im Stall bleibt: hie
plagen ihn die Zigeiner, dort betriegen Ihn die Landfahrer und Schreyer;
da bestehlen Ihn Bettler und andere Dieb; und wann er auff Martini Kasten
und Keller voll hat, so kommen erst seine Gläubiger Gültherren und
Schaffner / die wollen auch Ihr Teil haben87.

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