Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 613
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0613
der Neuaufbau des Waldes auf viele Jahre hin keinen wirtschaftlichen Ertrag
erbracht hätte. Unmittelbar nach der Abteilung des Waldes, im Jahr
1806, begannen die Nußbacher mit „Rebenmachen im Hardtwald""5. 1807
wurden Wege „ausgepfählt" und die Grundstücksparzellen ausgesteckt.
Auch Zusenhofen und Appenweier legten auf ihren Hardtwaldanteilen Reben
an. Die Nußbacher und Nesselrieder stellten 1813 gemeinsam einen
Antrag auf Ausstockung. Nußbach wollte im Bereich der Schönhalde 11
Morgen Reben anlegen, Nesselried wollte auf 8 Morgen ehemaligem
Waldgelände Reben anlegen116. Nach anfänglichen Bedenken wegen der
Holzknappheit beider Gemeinden wurde der Plan genehmigt.

Die Ausweitung der Weinbauflächen in den Realteilungsgebieten war die
Konsequenz einer Bevölkerungsvermehrung, die den Nahrungsspielraum
stark einengte. So stieg die Einwohnerzahl in Nußbach von 1813 bis 1852
von 459 auf 713 Einwohner an117. Ähnlich war die Lage in den Reborten
Tiergarten, das 1813 noch 315 Seelen zählte, 1852 aber schon 556"8, und
Herztal-Meisenbühl, dessen Einwohnerzahl von 279 Einwohnern (1813)
auf 391 (1861) zunahm. Der Weinbau schien die Chance zu bieten, der
Landnot durch Ausweitung der kultivierten Flächen und Spezialisierung
auf den ertragsintensiven Anbau entgegenzuwirken. Auf ehemaligen
Hardtwaldflächen legten die Nußbacher in den Gewannen Pfaffenbahn
(1833), Fichtbuckel (1863/64) und Erbsengarten (1888) weitere Gemeinderebberge
an. Durch den Kauf des 17 ha großen, einst zum Weilerhof
gehörenden Weilerwaldes im Jahr 1834 konnten nunmehr Bedenken des
Forstamtes wegen mangelnder Holzversorgung zerstreut werden. Die kultivierten
Rebflächen waren in gleichgroße Lose aufgeteilt worden und als
Bürgernutzen den Gemeindebürgern überlassen worden. Der Rebgenuß
haftete auf dem Haus. Bei einer Vergantung behielt der frühere Besitzer die
Nutzung der Hälfte der Reblose bis an sein Lebensende"9. Nach der letzten
Ausstockung hatte in Nußbach jeder Gemeindebürger Anspruch auf
5-6 Reblose mit insgesamt 2700 Rebstöcken, was nach alter Berechnung
7-9 Haufen entsprach. In Herztal wurde 1815 der Trottberg, 1847/61 die
Hohwacht und 1888 ein Stück des Erbsengartenwaldes ausgestockt120. Die
Hardtwaldanteile des zu Durbach gehörenden Stabes Bottenau und der
Butschbacher Zinken Diebersbach und Schlatten wurden zur Bottenauer
Hardtwaldgenossenschaft zusammengefügt, da diese Teilorte keine selbständigen
Gemeinden bildeten. Auch diese Waldflächen wurden seit dem
Anfang des 19. Jahrhunderts ausgestockt. Die Reben wurden im Teilbau
als Drittel-Reben ausgegeben, der abgelieferte Wein wurde versteigert.
Am Ende des Jahres traf man sich zur Verteilung des Reinertrags zum
„Bauerngericht"; dabei wurden 150 Liter Wein in der Wohnstube des
Rechners ausgeschenkt. Der Erlös von den Reben betrug beispielsweise
1898 35 Mark. Mit dem Brauch des „Bauerngerichts" am Tag der „Un-

613


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0613