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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 640
(PDF, 127 MB)
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Wir vom Deutsch-Israelischen Arbeitskreis meinten, daß das Verhaltensmuster
der Gleichgültigkeit für uns nicht in Frage käme und verwendeten
uns nachhaltig dafür, daß diese Friedhöfe dokumentiert werden und damit
ihr Zeugnis für viele Menschen fruchtbar wird. Im Auftrag von Bürgermeister
Löffler wurde auf unsere Anregung vor 10 Jahren der Judaist Bar Gi-
ora Bamberger beauftragt, den Friedhof Diersburg aufzunehmen; es war
dann ein weiter und dornenreicher Weg, bis im vergangenen Jahr derselbe
Gelehrte von Bürgermeister Mathis beauftragt wurde, den Friedhof
Schmieheim aufzunehmen. Nur diese Aufnahme durch Naftali Bar Giora
Bamberger setzte mich in den Stand, Ihnen zum Beispiel das Zeugnis der
Grabsteine der Gründerfamilie zu vermitteln.

Ich komme zum zweiten Beispiel aus unserer Ortenauer Überlieferung, der
Synagoge Kippenheim.

Als ich in die Ortenau kam und anfing, mich mit der hiesigen jüdischen
Hinterlassenschaft auseinanderzusetzen, war es naturgemäß zunächst das
mittelalterliche jüdische Ritualbad in Offenburg, welches mich beschäftigte
. Bald interessierte mich aber auch die Synagoge Kippenheim. Ich erinnere
mich aber noch gut des ersten Eindrucks von ihr: das schöne Bauwerk
, welches 1850/51 errichtet war, verschandelt durch ein Blechdach
und eine angebaute Rampe. Die Raiffeisen-Genossenschaft nutzte das Gebäude
als Lager, in dem zu meiner großen Überraschung sowohl die Tafel
der Stifter als auch die Ehrentafel des Ersten Weltkrieges über Säcke mit
Futtermitteln herausragten. Bedrückte schon diese Pietätlosigkeit, so mußte
eine eingemeißelte Inschrift tiefe Betroffenheit hervorrufen. Über dem
Eingangsbogen war in Buntsandstein ein hebräischer Text eingelassen.
Die Übersetzung ergab einen Satz aus dem ersten Buch Mose, Kapitel 28,
Vers 17:

„Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus"

Die Väter des Gotteshauses hatten sich an den Jakobstraum erinnert, in
dem es heißt, daß Jakob nach dem Schlaf sprach „gewiß ist der Herr an
diesem Ort und ich wußte es nicht; und fürchtete sich und sprach: Wie heilig
ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und hier ist
die Pforte des Himmels . . ." Das 28. Kapitel schließt mit dem Satz: „ Und
dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal, soll ein Gotteshaus
werden ..."

Es war ein wesentlicher Punkt im Engagement der Mitglieder unseres Arbeitskreises
, vor allem aber das Engagement unserer langjährigen Vorsitzenden
, Herrn Krais und Frau Oelhoff, dieses Gotteshaus aus seiner unwürdigen
Nutzung zu nehmen.

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