Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 689
(PDF, 127 MB)
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2. Kapitel zeigt den aus Kandern im
Markgräflerland stammenden Pfarrer als
eine sehr gebildete, publizistisch versierte
Persönlichkeit, als tief gläubigen Prediger
und Seelsorger, der sich zeitlebens „Gedanken
über die sozialen Nothstände und
deren Heilung in einem größeren Zusammenhang
" machte. Zahlreiche Vorträge
und Denkschriften lassen sein Bemühen
erkennen, gesellschaftliche Probleme
christlichen Lösungen zuzuführen. Innerkirchliche
Querelen standen ihm dabei
des öfteren im Wege. Maßgeblich war er
am Entstehen des „Evangelischen Missionsvereins
im Großherzogtum Baden", einer
Vorstufe der „Inneren Mission", beteiligt
. Außerdem begann er mit Hilfe von
Regine Jolberg in Leutesheim eine
„christliche Kleinkinderarbeit", die später
zu einem wichtigen Bereich diakonischer
Arbeit im Land werden sollte. Der erste
evang. Gottesdienst in der Illenauer Hauskirche
wurde von Fink 1843 gehalten.
Von da an betreute er längere Zeit die
Evangelischen der Stadt und ihrer näheren
und weiteren Umgebung („Diasporagenossenschaft
"). In Kapitel 3 führt der
Verfasser durch die ersten Jahre der II-
lenau bis 1847: Rollers Vision sei eine
große, Kranke wie Gesunde umfassende
Dienstgemeinschaft gewesen, die er selbst
eine „Familie" nannte, die andere aber mit
einem „Kloster ohne Gelübde" verglichen
. „Ohne sich zu schonen, setzte er
sich für die Kranken ein; von seinen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern erwartete
er dieselbe Hingabe" in diesem Werk der
Nächstenliebe. Arbeitstherapie, Zugang
zu einer reichhaltigen Bibliothek, Feste
und Musik gehörten schon damals zu den
Heilmethoden in Illenau. Pfarrer Fink gewann
erste Kontakte zu J.H. Wichern,
dem bekannten Schöpfer der „Inneren
Mission", der Illenau mehrfach besuchte.
Lötsch weist auch nach, daß von Anfang
an in der konfessionell gemischten Klinik
ein guter ökumenischer Geist herrschte,
auch als ein katholischer Anstaltsgeistlicher
eingesetzt worden war. Die auf gut

gewähltem Quellenmaterial basierende
Übersicht über die Jahre 1848/49 (Kapitel
4) - sie ist im Blick auf das Jubiläumsjahr
1998 als Lektüre besonders zu empfehlen
- macht deutlich, daß der mittelbadische
Raum mit Achern in der Revolution keine
geringe Rolle spielte. Finks in einem
Brief geäußerter Wunsch: „Es ist ein stürmisches
Frühjahr, mögen nur alle Stürme
auch für Illenau und den Herrn, dem es
gehört, erfreulich enden" sollte sich erfüllen
."

Die Anstalt selbst blieb unbehelligt und
eine „Insel der Treue zu Großherzog Leopold
". Der loyale Roller konnte im „Aufruhr
" nichts anderes erkennen als „ein
Verbrechen", doch mußte er unter die inzwischen
über 400 Geisteskranken eine
ganze Reihe (verwirrter) „Opfer der
Schreckenstage" aufnehmen. Die allgemeine
Verelendung nach dem Scheitern
der Erhebung - dazu Mißernten und Hungersnot
- spornten die Leiter der Illenau
erst recht an, gleichsam „in die Hütten der
Armen einzutreten" und „wegzuräumen
den Schutt und Moder alter und neuer
Noth und Sünde", getreu dem von Roller
gewählten Motto: „Liebe - diene!" Kapitel
5 (1850-52) beschreibt die Auswirkungen
der Restauration in Baden. Man
erfährt von Überwachungsaktionen und
Urteilen des Obrigkeitsstaats, und es tauchen
in diesem Zusammenhang Gestalten
auf wie die „Revoluzzer" Amand Goegg
und Adalbert von Bornstedt, der preußische
Gesandte von Savigny und der Heidelberger
Jurist Mittermaier, dessen Sohn
als Arzt in Achern in „hochverräterische
Verbindungen" verstrickt war, und den
man „in die Kasematten zu Rastatt gebracht
" hatte. Das Übermaß an Arbeit, unqualifizierte
Anfeindungen aus Kollegenkreisen
und vielleicht auch das Ende des
auch von Achern aus betreuten nervenkranken
Landesvaters Leopold scheinen
Rollers Gemüt in jener Zeit stark belastet
zu haben. Seine Ernennungen zum „Geheimen
Hofrat" und Ehrenbürger Acherns
veranlaßten Fink zu einer die gemeinsame

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