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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 97
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verkündete: Rastatt ist unser! Die Soldaten jagen ihre Offiziere weg, der
angekommene Kriegsminister mußte schleunigst entfliehen - alles im besten
Gang! In Appenweier verbreiteten Elsässer die Nachricht: In Paris -
Louis Napoleon und seine Minister in Anklagestand versetzt - Volksaufstand
- Ledru-Rollin bildet eine provisorische Regierung!

In Offenburg angekommen, empfingen Scheffel und die anderen Reisenden
Bürger und Festordner mit weiß-roten Armbinden. Die Vertreter der
Vaterländischen Vereine wurden, entgegen ihren Hoffnungen, nicht zugelassen
. Der emphatische Aufruf eines Offenburger „Konstitutionellen" an
die Volksvereine, gemeinsam die Reichsverfassung zu verteidigen, war inzwischen
fehlgeschlagen.

Um 15 Uhr begann die Versammlung des Kongresses der Volksvertreter,
zu welcher die als fest gestricktes Netz über das ganze Land verbreiteten
Vereine ihre gewählten Vertreter geschickt hatten. Amand Goegg, der gewählte
Präsident des Kongresses, setzte die Frage über die Proklamierung
der Republik auf die Tagesordnung. Für die Republik erklärten sich Stay,
Steinmetz, Reich und Göll, dagegen aber eine deutliche Mehrheit unter der
Wortführung von Florian Mordes, von Thibauth und von Becher aus Stuttgart
, des Präsidenten des Landesausschusses der württembergischen Volksvereine
. Der Kongreß endete mit dem Beschluß, vorerst nur eine Deputation
nach Karlsruhe zu schicken und als bestimmt, unverzüglich und unbedingt
zu gewährende Forderung des badischen Volkes, dem Gesamtministerium
nachstehende Punkte vorzulegen: Auflösung der Kammern, Einberufung
einer konstituierenden Landesversammlung, Rücktritt des Ministeriums
Bekk, Freigebung der politischen-, Militär- und Civil-Gefangenen.5

Die Wagschale neigte sich am Abend des 12. Mai zu Gunsten der Männer
des gesetzlichen Fortschrittes. Die Deputation nach Kalrsruhe, welche gegen
den Willen der Revolutionsmänner beschlossen ward, ging an jenem Abend
dahier ab. Noch war die Bahn des Gesetzes nicht verlassen, schreibt der
Offenburger Bürgermeister Gustav Ree. Doch die Lage sollte sich ändern.

Während in Offenburg der Abend ruhig verlief, wurden im Hintergrund
eifrig Programme geschmiedet. Amand Goegg entwarf zusammen mit
Stay, Göll, Steinmetz, Degen, Schlöffel und den beiden Offenburgern
Schaible und Neriinger das Programm, das am nächsten Tag dem Landeskongreß
und danach der Landes-Volksversammlung vorgelegt werden
sollte.6 Von Johann Philipp Becker, dem entschiedenen Exilrepublikaner
aus Biel und nachmaligen Führer sämtlicher badischer Volkswehren, erfahren
wir, daß die radikale Bevölkerung von Offenburg, welche der Vorversammlung
beiwohnte, die magern, inhaltlosen Beschlüsse mit Pfeifen und

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