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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 99
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und Wirt Philipp Adam Thibauth aus Ettlingen, wurde am frühen Morgen
des 13. Mai in Karlsruhe bei Ministerpräsident Baptist Bekk vorgelassen.
Dieser berichtet: Alles, was im März 1848 die äußersten Bewegungsmänner
in den Kammern verlangt haben, sei von der Regierung durch Gesetzesvorlagen
bekanntlich erfüllt worden, und werde . . . soweit es noch nicht
geschehen, alsbald ins Leben treten. Im Übrigen seien nicht alles Volkswünsche
, was sich dafür ausgebe, und die Regierung halte sich in dieser
Beziehung hauptsächlich an die verfassungsmäßigen Vertreter des Volkes
und nicht an ungeregelte Versammlungen.

Mit fast prophetischen Worten warnte Bekk seine Gesprächspartner, daß
eine südwestdeutsche Winkelrepublik zum Scheitern verurteilt wäre und
ohne Zuthun der Regierung . . . 60 000 Mann, und, wo nöthig, noch mehr
Bundes- oder Reichstruppen einrücken, um die gewaltsam gebrochene verfassungsmäßige
Staatsordnung wieder herzustellen} Bekks Stellungnahme
war eindeutig: Ablehnung der ultimativen Forderungen und weitblickende
Warnung zugleich. So kehrte die Deputation mit einem negativen Bescheid
nach Offenburg zurück.

In Offenburg rüstete man sich für den entscheidenden zweiten Versammlungstag
. Aus der ganzen Ortenau strömten Menschen in die Stadt. Victor
von Scheffel berichtet über den Morgen des 13. Mai:9

Von frühester Frühe an wimmelte ein buntes Leben durch die Straßen. Wie
zur ersten Versammlung am 19. März 1848 zogen die Umwohner von nah
und fern in der alten Reichsstadt ein. . . . Auf großen Leiterwagen, zum
Theil sechsspännig mit prächtigen Pferden fahrend, kamen die Mannen
aus dem sogenannten Hanauer Ländel, d. h. aus den früher Hanau-Lichtenauischen
Aemtern am Rhein, - kräftige, frohe Burschen und Männer, in
ihrem unvergleichlichen Kostüm, in der Sommer wie Winter gleichmäßig
getragenen Pelzkappe, in rother Weste, weißer Jacke und schwarzen Hosen
. Dort marschirte, in schwerem Tritt, den Knotenstock statt des Gewehrs
in der Hand, mit blauer Blouse und schwarzem Hut angethan, eine
Schaar Volkswehrmänner aus dem Kinzigthal. Hier kommen mit Musik und
Sang Turner von Bühl und Achern. Da sah man eine Gruppe, deren abenteuerliche
Strohhüte auf einen weiten Marsch schließen ließen, den sie aus
dem obern Schwarzwald herunter gemacht hatten.

Unter dem Eindruck des Eintreffens einer Deputation Rastatter Soldaten,
die die Kunde von der siegreichen Meuterei verbreiteten, nahm die Versammlung
eine entscheidende Wende. Während bei der Versammlung vom
März 1848 noch die deutsche Trikolore, also schwarz-rot-goldene Fahnen
das Bild dominierten, beherrschten mehr und mehr rote Fahnen das Stadt-

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