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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 113
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Wir finden auch die alten Züge seiner Ausgleichspolitik.15 Als 1849 der
Maiaufstand ausbrach, äußerte Ree die gleichen Bedenken und Vorbehalte
wie ein Jahr zuvor im Aprilaufstand. Er versuchte am 13. und 14. Mai, die
junge Wehrmannschaft von einem unüberlegten Auszug nach Norden abzuhalten
, bewilligte später dennoch Gelder für Waffen. War er jemand, wie
Vollmer schreibt, der zuerst die geistigen und dann auch die materiellen
Waffen für die Revolution bereitgestellt hatte, im Moment des Ausbruchs
der Revolution aber zu klug und weitsichtig war, um naiv an das Gelingen
dieses unzulänglichen Versuches glauben zu können? Oder hatte er sich
die Verwirklichung von Einheit und Volkssouveränität anders - friedlicher,
humaner, weniger radikal als es die jungen „roten" Radikalen nun propagierten
- vorgestellt? War es Unfähigkeit des gesetzestreuen Juristen zur
befreienden revolutionären Tat, wie radikale Jungrevolutionäre ihm und
seinesgleichen vorwarfen?

In seiner Verteidigungsschrift formulierte Ree seine Haltung so: Ein wahres
Glück war es zu nennen, daß der Landesausschuß die verlassenen Zügel
der Regierung ergriff, - daß mit ihm Brentano an die Spitze kam. Diese
Gestaltung der Dinge aber wollten die Rothen nicht . . . Mit Vertrauen
blickte man auf die Person Brentanos, welche andere unlautere Elemente
im Schache hielt und die Hoffnung gewährte, den aus dem Lande gewichenen
Fürsten wieder zurückzurufen.^ Ree bekannte sich - zumindest
nachträglich - zu dem relativ gemäßigten Flügel der badischen Demokraten
, der mit der Rückkehr des geflohenen Großherzogs liebäugelte und
sich scharf gegen die Roten, die Gruppe des Entschiedenen Fortschritts,
abzugrenzen versuchte. Franz Vollmer vergleicht die Tragik Rees mit der
von Brentano: von rechts angefeindet als Vorbereiter der Revolution, von
links bekämpft als Zögerer und Kompromißler, versuchte er, die Gratwanderung
zu einem moderneren, demokratischeren Staatswesen unter Wahrung
oder zumindest Schonung der bestehenden bürgerlichen Gesellschaftsformen
Familie und Eigentum und der Staatsform der konstitutionellen
Monarchie.

So blieb es nicht verwunderlich, daß der aus Revolutionsgegnern bestehende
nachrevolutionäre Gemeinderat anläßlich der Untersuchung wegen
Anschuldigung auf Hochverrat Ree bescheinigte: Ree gehörte namentlich
in letzter Zeit der entschieden conservativen Partei an und haben wir es
blos seiner Energie zu verdanken, daß während der Revolutionszeit keine
größeren Unordnungen stattgefunden haben. Nach unseren Wahrnehmungen
hat er über das gesetzlose Treiben sowohl im vorigen, als auch in
diesem Jahr sein offenes Misfallen zu erkennen gegeben.11

Der Zusammenbruch der Revolution und der Einmarsch der preußischen
Truppen machten auch Rees Stellung unhaltbar. In der Gemeinderatssit-

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