Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 121
(PDF, 141 MB)
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Ein neuer Wind im Jahr 1853?

Der Tanz des Monarchen mit der weiblichen Bürgerschaft Ottenburgs kann
als Zeichen des Triumphes und als Versöhnungsangebot bewertet werden.
Weit mehr Aussicht auf neue Zukunftshoffnungen für die gedemütigte
Stadt versprachen zwei Ereignisse im Jahr 1853.

Zwei Jahre lang konnten die Offenburger das atemberaubende Schauspiel
der Errichtung der Gitterbrücke über die Kinzig bestaunen. Sie war ein
wahres Meisterwerk der modernen Technik. Am Geburtstag der Großherzogin
Sophie weihten die Stadtoberen am 21. Mai 1853 die neue Gitterbrücke
über die Kinzig ein. Fahnen flatterten allenthalben in großer Zahl.
Auf 91/2 Uhr waren die Kirchen-, Staats- und Gemeindehehörden in den
Bahnhof zum Empfange der hohen Herrschaften eingeladen. Um 10 Uhr
fuhr der Sonderzug mit der Karlsruher Ehrendelegation, u. a. dem
Großherzogspaar mit der großherzoglichen Mutter ein.15 Nachdem der Zug
die neue Brücke überquert hatte, begann man mit Hilfe von sechs Lokomotiven
die Tauglichkeit der Brücke zu testen. Das Wunderwerk der Technik
machte Offenburg über die Grenzen des Großherzogtums bekannt. Am
1. Juli 1853 inspizierte der König von Württemberg in Begleitung des Herzogs
von Oldenburg die Offenburger Brücke.16

Kurz darauf feierte Offenburg am 18. Juli 1853, laut Ortenauer Boten, den
gemütlichsten Tag, den die Bürgerschaft seit langen Jahren in ihren Mauern
kannte: Es war der Tag der Aufstellung des Drake-Denkmals, das der
Straßburger Bildhauer Andreas Friedrich der Stadt Offenburg schenkte.
Das Denkmal Sir Francis Drakes, eines von der englischen Königin geadelten
Bürgers, der gleichzeitig Abenteuerer und sozialer Wohltäter war,
entsprach genau den Leitbildern und Wunschvorstellungen der postrevolutionären
Offenburger Kommunalpolitiker. Die Enthüllung entpuppte sich
als ein gelungener event, der das neue Offenburg präsentieren sollte. Hunderte
von Menschen zogen aus der Umgebung und aus der Ferne zu diesem
Ereignis in die Stadt ein. Eine wehmütige, freudige Stimmung sei beim
Anblicke der tausenden von Zuschauer auf dem Marktplatz aufgekommen.
Zu stark waren die Erinnerungen an die zahlreichen Versammlungen der
letztvergangenen Schreckensjahre - damals ein Verlangen nach Vernichtung
und Zerstörung, jetzt ein Verlangen nach Errichtung und Bildung; damals
ein wildes Toben, jetzt ein ruhiges Verhalten; damals Entzweiung und
Feindseligkeit, jetzt Eintracht, Liebe und Friede. Doch das trübe Bild von
1848 und 49 schwand, sobald der Blick auf das freundliche Bild Drakes
gerichtet, und der Grund der Entstehung vom Künstler mit mächtiger Stimme
verkündet war.17 Ein Monat später überraschte die Großherzogin Sophie
mit ihrem Bruder und einigen Kammerherren und Damen von Baden

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